Musikalischer Genuss

TRIER. Strahlende Mienen bei Kindern und Eltern begleiteten das Familienkonzert "Peter und der Wolf" im Trierer Theater. Lebendig übermittelte das Philharmonische Orchester Sergej Prokofjews farbenfrohe Komposition. Als Sahnehäubchen erwies sich das komödiantische Talent von Generalmusikdirektor István Dénes.

Familienvans bevölkern den Parkplatz am Augustinerhof, ihnen entsteigen Gruppen kleiner und großer Menschen, die Richtung Theater strömen. Größer könnte der Andrang kaum sein, größer kaum die Zustimmung zur Idee der Familienkonzerte. Natürlich lockt auch das Programm, denn mit "Peter und der Wolf" von Sergej Prokofjew setzt das Philharmonische Orchester auf eine ebenso berühmte wie kindgerechte Komposition - für Kinder jeden Alters. Zum Beispiel den Vater in der Sitznachbarschaft, der mit "Peter und der Wolf" eigenen Erinnerungen nachspüren möchte. Den Einstieg macht ihm István Dénes leicht. In charmantem Plauderton erzählt der Generalmusikdirektor von der Vergangenheit, allerdings der des zeitweilig im Exil lebenden Russen Sergej Prokofjew, der mit Kompositionen für Kinder einer Tradition seiner Zeit folgte. Und schon ist er beim 1936 entstandenen musikalischen Märchen angekommen, stellt die beteiligten Charaktere und deren fein ironische instrumentale Umsetzung vor. Augenblicklich schwingt sich die Querflöte zu tirilierenden Höhenflügen auf, das Motiv des gewitzten Vogels. Dann näselt behäbig schnatternd die Oboe. Der Ruf: "Das ist die Ente!", geht in lautem Gelächter unter, als István Dénes das watschelnde Geflügel imitiert. Dénes lässt die Kinder mitmachen, raten und ihre Wünsche äußern. Sie wollen unbedingt das unbeschwerte Streichermotiv des Peter hören, doch der Dirigent vertröstet: "Peter kommt später". Erst illustrieren Klarinetten die schleichende Katze, Hörner den schnappenden Wolf, tiefe Fagott-Töne den brummigen Großvater und Pauken- und Trommeltiraden schießende Jäger. In perfekter Abstimmung und mit offensichtlicher Spielfreude bringt das Orchester Beispiele für Dialoge zwischen den verschiedenen Leitmotiven und Klangfarben und weckt dabei ein Gefühl für die Entstehung einer Komposition. Bedrohliche Hörnerklänge

Dann setzt die eigentliche Erzählung ein, in der Peter mit Hilfe des Vogels den gefährlichen Wolf fängt, um ihn anschließend im Triumphzug in den Zoo zu bringen. Schauspieler Alexander Ourth liest die Textpassagen, die der Komponist mit viel pädagogischem und dramaturgischem Gespür selbst zu seiner Musik verfasst hat - oder umgekehrt? Denn dank der Musik ist die Handlung erlebbar. Eine leichte Streichermelodie erzeugt das Bild des durch den sonnigen Garten schlendernden Peters, oszillierende Flötenfigurationen das von Vogelgeflatter. Bedrohliche Hörnerklänge signalisieren Gefahr durch den gierig heranschleichenden Wolf. Schwelgerische Freude bringt die brausend-orchestrale Zusammenfassung aller Motive beim finalen Triumphzug. "Toll gemacht und kindgerecht", lobt eine Mutter. Ihr achtjähriger Sohn ist begeistert, weil sich Dénes wie die Tiere bewegt hat. Der hat dann auch das passende Schlusswort: "Der schöpferische Mensch bleibt bis zum Ende seines Daseins ein Kind..."

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