Musizieren mit jeder Faser des Körpers

Das Mosel Musikfestival befindet sich für die laufende Spielzeit in der Zielgeraden. Veranstaltet von den Freunden des Festivals gab es ein Barockkonzert mit dem Orchester Concerto Köln, das zu einem spritzigen und überaus lebendigen Abend wurde.

 Fagottist Lorenzo Alpert beeindruckt mit Spielfreude. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Fagottist Lorenzo Alpert beeindruckt mit Spielfreude. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bernkastel-Wehlen. Wenn man das Büro vom Intendanten des Mosel Musikfestivals, Hermann Lewen, betritt, sieht man an der Wand einen Wahlspruch. Er lautet: "Kultur rechnet sich nicht, aber sie zahlt sich aus!" Damit der erste Teil des Satzes wenigstens etwas entschärft werden kann, gibt es seit etlichen Jahren den Verein der Freunde des Mosel Musikfestivals, der Lewen auf vielfältigste Weise unterstützt. 230 Mitglieder zählt der Verein derzeit, wie der Vorsitzende Wolfgang Lichter, vermelden konnte. Freilich wies er auch darauf hin, dass es ruhig noch mehr werden dürfen.

Eine Form, mit der der Freundeskreis das Festival unterstützt, ist die Übernahme der Verantwortung für eines der Konzerte im Spielplan. In diesem Jahr war es ein Abend mit dem Ensemble Concerto Köln. Was die Musiker unter der Führung von Konzertmeister Markus Hoffmann auf der Bühne des Klosters Machern vor ausverkauftem Haus zu bieten hatten, war gleichsam eine Beschreibung des Festivals, bei dem sie auftraten. Das Programm bestand etwa mit Georg Friedrich Händels Sinfonia B-Dur, HWV 339, Georg Philipp Telemanns Konzert für Traversflöte, Oboe d'amore, Viola d'amore, Streicher und Basso continuo, E-Dur, Antonio Vivaldis Fagottkonzert e-Moll, oder auch Johann Sebastian Bachs Konzert für Oboe d'amore und Streicher in A-Dur, BWV 1055, aus bekannter, risikoloser Barockmusik. Aber, und das war der springende Punkt des Abends, die Art und Weise, wie musiziert wurde, war faszinierend lebendig, kraftvoll, spritzig und mitreißend. Keine Phrase, die der anderen glich. Immer wieder gab es neues in der Musik zu entdecken, prägten neue Affekte den Ausdruck. Technisch, das war bei diesem renommierten Klangkörper nicht anders zu erwarten, agierten die Musiker auf einem so hohen Niveau, dass ihnen bei der musikalischen Ausgestaltung der Werke keinerlei Schranken auferlegt waren. Und hier atmete der ganze Saal Musik. Den Musikern war anzusehen, dass sie mit jeder Faser ihres Körpers in die Kompositionen eintauchten, ganz gleichgültig, ob es die Solisten Cordula Breuer (Flöte), Benoit Laurent (Oboe d'amore), Chilharu Abe (Viola d'amore) oder der Fagottist Lorenzo Alpert waren oder deren Kollegen im Ensemble. Faszinierend war es zu beobachten, wie etwa Tineke Steenbrink als Cembalistin die Musik mitlebte, ihren Part als Continuospielerin gestaltend einbrachte, auf jede kleine Tempoverschiebung, auf jede noch so kleine Veränderung reagierte. Ein großartiger Abend voller Leben. Eben so, wie das Mosel Musikfestival auch ist.

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