Nach Bayreuth ist vor Bayreuth

BAYREUTH. (dpa) Kaum befinden sich die Bayreuther Festspiele im letzten Akt des Jahres, schon machen sich die Organisatoren Gedanken um die nächste Auflage im Jahr 2006. Dann soll auch der "Ring des Nibelungen" präsentiert werden.

Nach einer ausgesprochen friedlichen Saison, die am Wochenende mit Aufführungen von "Der fliegende Holländer" und "Lohengrin" zu Ende geht, richtet sich bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth der Blick schon auf das nächste Jahr. Denn dann steht eine Neuinszenierung von Wagners "Der Ring des Nibelungen" an. Bereits Anfang August, parallel zum Festspielbetrieb, sind die Proben für den gewaltigen Vierteiler angelaufen. Die Interpretation des deutschen Dramatikers Tankred Dorst wird die 13. "Ring"-Neuinszenierung im Festspielhaus auf dem "Grünen Hügel" sein. Wogen um "Parsifal" inzwischen geglättet

Auf die zu Ende gehende 94. Spielzeit kann Festspielchef Wolfgang Wagner zufrieden zurückblicken. Die Resonanz auf Christoph Marthalers "Tristan und Isolde" war - wie meist bei Bayreuther Neuinszenierungen - zwiespältig, die Urteile reichten von "wahnsinnig intelligent" (Katharina Wagner) bis zu "Marthalersche Blödheiten" (der Schriftsteller Eckard Henscheid). Dass Nina Stemme und Robert Dean Smith als neues Bayreuther Liebespaar Zukunft haben, darin waren sich die meisten Kritiker ebenso einig wie darin, dass der japanische Dirigent Eiji Oue bei seinem Festspieldebüt im Orchestergraben überfordert wirkte. Ruhig geworden ist es im zweiten Jahr um Christoph Schlingensiefs "Parsifal". Manche vergleichen die Inszenierung allerdings heute schon mit Patrice Chéreaus "Jahrhundert-Ring" von 1976 - anfangs ausgebuht, am Ende gefeiert. Auch Rocksängerin Patti Smith, die die Festspiele für die Wochenzeitung "Die Zeit" besuchte, zeigte sich von Schlingensief beeindruckt: "Sein ,Parsifal' vereinigt, wie schon bei Wagner, die Themen Erneuerung, Emanzipation und die heilende Kraft der Liebe", schrieb sie. Spekuliert wird aber darüber, wie lange dieser "Parsifal" überhaupt noch zu sehen sein wird. Grobe Pläne schon für 2007

Dem in Bayreuth erscheinenden "Nordbayerischen Kurier" zufolge rechnen "Kenner der Szene" damit, dass bereits nach der Saison 2006 Schluss sein wird für Schlingensiefs verwesende Hasen, die nicht überall im Festspielhaus auf Gegenliebe stießen. Unstrittig ist derzeit nur, dass die Festspiele am 25. Juli 2006 nicht mit der "Ring"-Neuinszenierung beginnen können. Da es den "Ring" nur im Paket gibt, müssten die Ehrengäste sonst eine ganze Woche in Bayreuth bleiben. Möglicherweise wird deshalb zur Eröffnung ein zweites Mal nach 2003 Claus Guths "Holländer" gespielt. Daneben könnten "Tristan und Isolde" sowie "Parsifal" auf dem Spielplan stehen. Im Jahr 2007 muss aber ein Werk weichen, denn dann wird Katharina Wagner, die Tochter des Festspielchefs, "Die Meistersinger von Nürnberg" als ihre erste Bayreuther Inszenierung vorlegen.Wagners Jugend vom Nachwuchs gespielt

Eine Premiere ganz anderer Art war bereits in diesem Jahr zu erleben: Nachwuchssänger und -musiker zeigten Richard Wagners frühe Oper "Das Liebesverbot", die er als 22-Jähriger komponiert hatte, in einer furiosen Aufführung beim Internationalen Festival junger Künstler. Freilich nicht im Wagner-Tempel, sondern am Fuße des Grünen Hügels im Europasaal - im Festspielhaus sind Wagners Jugendwerke verpönt.

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