Nach diesem Konzert kann einen nichts mehr schocken - Die Metalband Slipknot spielt vor rund 6000 Zuschauern in der Rockhal

Esch/Alzette · Horrorclowns und Gasmasken: Die amerikanische Nu-Metal-Band Slipknot hat in der ausverkauften Rockhal mehr als 6000 Fans in ihren Bann gezogen. Erlaubt war alles, was schockiert.

Esch/Alzette. Es riecht nach Bier, frischem Achselschweiß und gerade verrauchtem Marihuana. "Ihr werdet einen der besten Abende eures verdammten Lebens haben", hatte Corey Taylor, Sänger der Metalband Slipknot, zuvor versprochen. Es scheint so.
Mehr als 6000 Menschen passen in die Luxemburger Rockhal, das Konzert war seit Wochen ausverkauft. Im Publikum drängen sich dunkelgekleidete Hünen neben zierliche Frauen. Zu Beginn des Konzerts zücken viele Gäste noch ihr Handy, um einen Mitschnitt anzufertigen. Mit dem ersten Ton verschwinden die Geräte - die Halle tobt. Es drückt von allen Seiten. Vor der Bühne bilden sich freie Stellen im Publikum. Die Hartgesottensten stürmen aufeinander zu, schlagen um sich und glitschen mit ihren nackten Oberkörpern aneinander vorbei.
Das Bühnenbild gleicht einem Ausritt in die Hölle. Am Bühnenhintergrund prangen Skelette, dazwischen grinst eine faltige Teufelsfratze mit leuchtenden Augen der Menge entgegen. Die Percussionisten Chris Fehn und Shawn Crahan stehen seitlich auf runden Podesten, die sich nach oben unten und um die eigene Achse bewegen können. "Wenn ich euch sage, ihr sollt euren verdammten Verstand verlieren, dann verliert ihr gefälligst euren verdammten Verstand", befiehlt Taylor. Der ganze Pulk brüllt ihm zu.
Slipknot präsentieren einige Lieder von ihrem 2014 erschienenen Studioalbum "5: The Gray Chapter". So richtig singt die Masse aber erst bei älteren Liedern mit: "Psychosocial" (2008), "Before I forget" (2004), "Wait and bleed" (1999) - die Hits der Band treffen auch viele Jahre nach ihrem Erscheinen den Nerv der Fans.
Während des Lieds "Spit it out" zwingt Taylor alle Gäste, sich auf den Boden zu setzen. Nur vereinzelt widersetzt man sich der Anweisung. Bei der Liedzeile "Jump da f*ck up" springen alle 6000 Fans gleichzeitig auf und rasten vollkommen aus. "Die Aktion haben viele kopiert, aber das hier ist das Original", verspricht Taylor.
Die Show der amerikanischen Nu-Metal-Band soll vor allem schockieren. Von der Gasmaske bis zum Horrorclown: Erlaubt ist, was einen völlig gestörten Eindruck macht. So passt es auch ins Bild, dass die Percussionisten neben ihren Trommeln auch stark zerbeulte Bierfässer zum Krachmachen nutzen. Bei "Duality" greift Shawn Craham zum Aluminium-Baseballschläger und haut Kerbe um Kerbe in das Bierfass hinein. Mit jedem Hieb kreischt ein metallenes Geräusch durch die Halle. Den Fans gefällt es. "Slipknot, Slipknot": Jede noch so kleine Pause nutzen sie, um den Bandnamen zu skandieren.
Nach fast zwei Stunden ist der Spuk vorbei. Grinsende Gesichter strömen durch die Flügeltüren nach draußen, in der Kälte qualmen die Köpfe. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass einen so schnell nichts mehr schocken kann. sekExtra

Die Liedtexte der Vorband King 810 strotzen vor Gewalt. Damit verarbeiten die amerikanischen Musiker den harten Alltag in ihrer Heimatstadt Flint, Michigan. Die 100 000-Einwohner-Stadt zählt zu den gefährlichsten Orten Amerikas. 2012 gab es dort 67 gemeldete Morde, 2013 waren es 52. sek

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