Nach mustergültigem Anfang abgestürzt

Für das dritte der sechs Orgelkonzerte im Rahmen der Internationalen Orgeltage im Trierer Dom war mit Daniel Glaus ein Organist aus der Schweiz an die Mosel gekommen. Auf seinem Programm fanden sich große und berühmte Werke der klassischen Orgelliteratur.

 Der Schweizer Organist Daniel Glaus an der Trierer Domorgel. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Der Schweizer Organist Daniel Glaus an der Trierer Domorgel. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. (gkl) Klassische Orgelliteratur im besten Sinne des Wortes hatte sich Daniel Glaus, Organist der Münsterkirche im schweizerischen Bern, für sein Konzert im Trierer Dom ausgesucht. Er ging keinerlei Experimente mit modernen Komponisten ein, verlegte sich mit Johann Sebastian Bach und César Franck auf Bekanntes. An der großen Domorgel beschäftigte sich Glaus mit den drei Orgelchorälen von Franck, mit Passacaglia und Fuge in c-Moll, BWV 582, sowie Präludium und Fuge a-Moll, BWV 543, des Leipziger Thomaskantors. Der gut besuchte Abend begann vielversprechend mit Francks Choral Nr. 1 in E-Dur. Erhaben und ausdrucksstark intonierte Glaus mit geschickter Registrierung den noblen Eingangsdialog, setzte Betonungen, ließ romantische Klangpracht aufleuchten, ohne süßlich oder gar kitschig zu werden. Seine Interpretation wurde unterstützt von seiner delikaten Registerauswahl, die man für diese Musik als mustergültig bezeichnen musste. Dann aber geschah das Fatale. Mitten im Werk verlor Glaus den Faden, es erklangen deutlich hörbar falsche Töne. Glaus setzte nicht aus, er spielte weiter. Aber um seine innere Ruhe war es geschehen. Die vielversprechende Spannung des Anfangs konnte er nicht mehr aufbauen. Die großen Bögen des zweiten (in h-Moll) und auch des dritten Chorals (in a-Moll) wollten nicht gelingen, und auch bei den Bach'schen Werken haperte es an manchen Stellen. So etwa in der c-Moll-Fuge, als er eine für den Verlauf wichtige Umregistrierung zu spät durchführte oder auch durch uneinheitliche Tempi, die kein geschlossenes Bild ergaben. Es hätte ein großer Abend werden können.Nächstes Konzert, heute, 20 Uhr, im Trierer Dom: Es spielt einer der beiden Hauptorganisten des Straßburger Münsters, Marc Baumann.

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