Nachts im Theater

Trier · Zum ersten Mal bietet das Trierer Haus ein Spätprogramm mit Lesung, Oper, Comedy, Film und Improvisation.

 Die Ratschläge von Bravo-Dr. Sommer leuchten den Teenies Franziska Marie Gramss (rechts) und Marie Scharf nicht ein. Benjamin Schardt (links) und Niklas Maienschein amüsieren sich ebenso wie das Publikum im Theater Trier.

Die Ratschläge von Bravo-Dr. Sommer leuchten den Teenies Franziska Marie Gramss (rechts) und Marie Scharf nicht ein. Benjamin Schardt (links) und Niklas Maienschein amüsieren sich ebenso wie das Publikum im Theater Trier.

Foto: Mechthild Schneiders (mehi) ("TV-Upload Schneiders"
 In der „Nachtgesellschaft“ ist eine Lesung ein zweifelhaftes Vergnügen: Niklas Maienschein, Benjamin Schardt, und Marie Scharf (von links) greifen zu einem Dreigroschen-Roman. TV-Fotos (2): Mechthild Schneiders

In der „Nachtgesellschaft“ ist eine Lesung ein zweifelhaftes Vergnügen: Niklas Maienschein, Benjamin Schardt, und Marie Scharf (von links) greifen zu einem Dreigroschen-Roman. TV-Fotos (2): Mechthild Schneiders

Foto: Mechthild Schneiders (mehi) ("TV-Upload Schneiders"

Trier Verwirrend, peinlich, schräg oder einfach nur wundervoll - das erste Mal ist immer etwas Besonderes. Und mag der erste Kuss - den Zahnspangen sei Dank - noch so unromantisch gewesen sein, er bleibt unvergesslich. Schließlich war er Franzose. Marie Scharf lässt das Wort auf der Zunge zergehen und lächelt verwegen.
Zum ersten Mal öffnen sich um 22.30 Uhr die Türen des Theaters Trier für die "Nachtgesellschaft" - passend zur Premiere unter ebendiesem Thema. "Wir wollten ein neues Format etablieren und das Foyer beleben", erzählt Niklas Maienschein, der die Late Night gemeinsam mit Scharf, Franziska Marie Gramss und Benjamin Schardt initiiert hat. "Wir wollen die Nähe zum Publikum, mit einem lockeren Programm, ohne Leistungsdruck."
Der Abend ist überwiegend Improvisation. "Wir wollen ganz viel dem Zufall überlassen", sagt Schardt. Ende offen: "Es kann sein, dass Sie sich nicht allzu sehr langweilen; es kann aber auch richtig Scheiße werden." Wie Schardts erste Führerscheinprüfung, Maienscheins erster Alkoholrausch oder Gramss' erste WG ("Meine Mitbewohnerin war alles, was ich nicht ertragen kann").
Ein paar Dinge haben die vier vorbereitet. Etwa den dreiteiligen Ultrakurzfilm "Römer-WG", in dem Maienschein und Schardt einen Einblick ins Leben der letzten in Trier verbliebenen Römer geben - inklusive Anpassungsschwierigkeiten. Oder die Lesung. Ausgewählt hat Schardt einen extremst erfolgreichen Autor: 1400 Romane, zahlreiche Serien, Publikationen in mehreren großen Verlagen. Friedrich Tenkrat aus Wien, unter anderem bekannt als Edgar Tarbot und - hier lächelt Schardt süffisant - Anne Kare sowie A. F. Morland, unter dessen Pseudonym er die "Gaslicht"-Romane schreibt. Passend zum aktuellen Schauspiel habe er nämlich einen Dreigroschenroman ausgesucht, sagt Schardt, der die Rolle des Erzählers übernimmt, in Österreichisch - eine Hommage an den Autor.
Marie Scharf spricht das spröde Mädchen, Maienschein mit verführerischer Stimme den verliebten Helden. Da ist nichts einstudiert, die Texte sind fremd. Nur wenige Gesten, müssen sich die drei doch durch massenhafte Phrasen quälen. Oft können sie sich ob der gekünstelten, schmachtenden Sprache genauso wenig das Lachen verkneifen wie das Publikum. Mehr Klamauk als Comedy auch die Einlage von Scharf und Gramms als Teenies, die Rat bei Dr. Sommer aus der Bravo suchen.
Mit Gramms' Solo kommt Malte Kühns Stunde. Der Studienleiter des Musiktheaters begleitet die Akteure den ganzen Abend leise und musikalisch passend auf dem Klavier. Und auch Gramss' Debüt als Opernsängerin - nur so viel: Es ist gescheitert. Genauso wie die Wette von Vanessa Jeker, eine Origami-Figur auswendig zu falten. Ihr erstes Mal: Sie strahlt, Liebe spricht aus ihren Augen, wie damals, als sie ihren Lebensgenossen traf: ihren Hund. Jeker ist der erste Gast der "Nachtgesellschaft". Die Züricherin wird auch beim nächsten Mal dabei sein und dem Wettgewinner Christian Heinrich ein Schweizer Käsefondue servieren. Die Show sei eine Art open stage, sagt Maienschein. "Wir hoffen auf Beiträge unserer Kollegen."
Fazit: ein Abend, der unterhalten will - ohne Anspruch auf künstlerische Perfektion, ein Spaß für Akteure wie für Zuschauer.
Zur nächsten "Nachtgesellschaft" laden die Initiatoren im Januar und dann einmal monatlich ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort