Nachts träumt sie von Paris

BERLIN. Nach einer längeren Auszeit meldet sich Schauspielerin Christiane Paul im Kino zurück. In Ralf Huettners romantischer Komödie "Reine Formsache" spielt die 32-Jährige die in Scheidung lebende quirlige Kellnerin Paula, der sich eine zweite Chance auf die große Liebe eröffnet.

Sie haben sich auf der Leinwand rar gemacht. War das nur eine Babypause, oder lag es auch an der Qualität der Angebote? Paul: Es ist immer lustig, dass die Leute das so empfinden. Im Kino habe ich zuletzt in "Väter" von Dani Levy mitgespielt, das war 2002. "Im Schwitzkasten" (vor zwei Wochen im Kino gestartet) ist bereits 2004 entstanden, "Reine Formsache" wurde 2005 gedreht. Dass ich ein Jahr Pause eingelegt habe, hatte tatsächlich mit meinem Kind zu tun und auch damit, dass ich meine medizinische Ausbildung fertig gemacht habe. Zwischendurch habe ich Fernsehen gemacht. Wo lag für Sie der Reiz dieser Rolle? Paul: Ich war sehr davon angetan, dass der Film neben den komödiantischen - oder klamottigen - Aspekten einen ernsten und erwachsenen Blick auf Beziehungen wagt. Wir waren der Meinung, dass es im Kino zu wenige erwachsene Filme über Liebesbeziehungen gibt. Solche Filme haben bei uns keine jüngere Kinotradition. Die Frau zwischen zwei Männern ist ein häufig wiederkehrendes Thema in Ihren Filmen. Paul: Ja, auf diese Rolle scheine ich abonniert zu sein. Ich habe mich schon gefragt, ob das etwas mit mir als Person zu tun hat, weil solche Dinge häufig Rückschlüsse auf einen selbst zulassen. Diese Frauenfiguren sind immer sehr schön, sinnlich und leidenschaftlich, aber eben auch unentschieden. Ich fühle mich wohl mit ihnen. Für wie wichtig halten Sie die Institution der Ehe?Paul: Die Bedeutung der Ehe hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Seit die Frau emanzipiert ist, und die Kirche mit ihren Wertevorstellungen nicht mehr den gleichen Stellenwert in der Gesellschaft hat, hat es einen Wandlungsprozess gegeben. Die Frauen sind selbstständig und stehen nicht mehr im Abhängigkeitsverhältnis zu einem Mann. Die Ehe ist kein Garant. Wer heute heiratet, möchte ein Zeichen setzen: Ja, wir gehören zusammen! Ihre Pola träumt von Paris. Welche Stadt oder welches Land würden Sie beim Auswandern favorisieren? Paul: Frankreich wäre wohl mein Lieblingsland. Ich war noch nie in der Bretagne. In Paris habe ich sehr verschiedene Erfahrungen gesammelt, es ist eine sehr eigenwillige Stadt. Wenn man Geld hat, ist sie wunderschön, aber sie kann auch sehr hart sein und einen auf gewisse Weise ausgrenzen. Aber die französische Art zu leben gefällt mir sehr gut. Dominik Graf sprach davon, dass er möglichst keine Schauspieler als DDR-Bürger besetzt, die im Westen geboren wurden. Selbst wer beim Mauerfall noch ein Baby gewesen sei, hätte genetisch ein anderes Bewusstsein. Können Sie das als Kind der DDR nachempfinden? Paul: Wir waren anders sozialisiert, und die Kinder haben durch die Erwachsenen und deren Freundeskreis sicher etwas davon mitbekommen. Aber so ganz kann ich diese Ansicht nicht teilen, schließlich hat Wolfgang Becker mit Daniel Brühl das Gegenteil bewiesen, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich habe schon oft Westler gespielt. Ich setze es bei einem Schauspieler voraus, dass er es schafft, dass man ihm beides glaubt. Aber ja, es bestehen nach wie vor Unterschiede. Schauspieler haben die Möglichkeit, diese Kluft überbrücken zu helfen. Das Gespräch führte unser Mitarbeiter André Wesche.

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