Nebel, Trommeln und mystische Welten

Trier · Auf ihrer aktuellen Tour hat die Paganfolk-Band Faun in der Trie-rer Europahalle Station gemacht. Vor 900 Fans zeigten die Musiker, dass sie jetzt zwar mehr Wert auf eine effektvolle Bühnenshow legen. Sie bewiesen aber auch, dass man zu ihren zauberhaften Klängen nach wie vor in fremde, mystische Welten abtauchen kann.

 Mit ihren Bandkollegen verbreiten Katja Moslehner und Rüdiger Maul von der Mittelalter-Folkband Faun in der Trierer Europahalle eine mystische, zauberhafte Atmosphäre. TV-Foto: Rolf Lorig

Mit ihren Bandkollegen verbreiten Katja Moslehner und Rüdiger Maul von der Mittelalter-Folkband Faun in der Trierer Europahalle eine mystische, zauberhafte Atmosphäre. TV-Foto: Rolf Lorig

Foto: Rolf Lorig (flo), ROLF LORIG ("TV-Upload Lorig"

Trier. Der Saal wird in blauen und purpurfarbenen Nebel gehüllt, mystische Trommelschläge hallen durch den Raum, mit einem Donnerschlag beginnen die Spielleute ihr Konzert: So betritt die mittelalterliche Paganfolk-Band Faun die Trierer Europahalle. Was folgt, ist ein zweistündiger Mix aus mittelalterlich anmutenden Klängen, feinen Gesängen und Atmosphäre vom DJ-Pult.
Mitgebracht haben die Musiker ihr Album "Luna", im Herbst 2014 erschienen, und - als eine Premiere für die Band - eine Bühnenshow mit Lichteffekten, Bauchtänzerinnen und Gastmusikern.
Die fast 1000 Zuschauer sind im wahrsten Sinne des Wortes ein bunt gemischtes Publikum: Das Spektrum der Konzertgarderobe reicht von der schwarzen Metalkutte über karierte Flanellhemden und Leggings bis hin zum mittelalterlichen Gewand. Eingefleischte Fans werden sich über die Bestuhlung zum Konzert gewundert haben. Zuschauer hingegen, die die Band zum ersten Mal live gesehen haben, stutzen wohl eher, als Frontmann Oliver Sa Tyr sie zum Tanz auf und zwischen den Stühlen aufruft.
Die Band, die zunächst auf Mittelaltermärkten auftrat, ist nicht zuletzt durch ihren Auftritt beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision einem größeren Publikum bekannt.
Ihre Konzerte geben Faun auf der aktuellen Tour erstmals vor sitzenden Fans. So sollen sich die Zuhörer besser auf die Atmosphäre einlassen können, bewusst genießen, aber auch tanzen können, wenn das Lied sie dazu mitreißt. Von dieser Möglichkeit macht das Publikum vor allem gegen Ende des Konzerts Gebrauch. Zuvor entführt Faun die Fans in eine mystische Welt rund um den Mond und die Nacht. Als Gäste sind Cellistin Maya Friedmann und der Multi-Instrumentalist Efren Lopez dabei, der allerdings nur drei seiner rund 60 Instrumente mitgebracht hat. Zwei Bauchtänzerinnen und eine Lichtshow runden das Konzert optisch ab.
Zauberhafte Töne


Doch im Vordergrund steht ohne Zweifel die Musik: Kaum zu glauben, welche zauberhaften Töne eine Leier, welche Stimmung ein Dudelsack erzeugen können. Nachdem Oliver Sa Tyr seine "störrische Laute" gestimmt hat, geht es los mit der "zügellosen Romantik" und den wilden nächtlichen Tänzen. Zwei Stunden lang verzaubert Faun mit langsamen Balladen, aber auch mit stimmungsvollen Liedern, die zum Tanzen auffordern. Belohnt wird der Einsatz der Musiker mit drei Zugaben und Standing Ovations.
Seit ihrem Album "Von den Elben" (2013) musste sich die Band immer wieder dem Vorwurf stellen, ihren außergewöhnlichen Stil geopfert zu haben, um für die breite Masse hörbar zu werden. Mit "Luna" zeigt Faun, dass die Band ihrer Linie treu geblieben und gleichzeitig offen für Neuerungen bei ihren Auftritten ist - was auch die große Bühnenshow in Trier beweist. Nebel, Lichteffekte, Tänzerinnen und die feinen Töne von Cello oder afghanischer Laute tragen ihren Teil zur besonderen Stimmung bei, lassen die Zuhörer hinabtauchen in eine Welt aus fremd anmutenden und zugleich vertrauten Melodien. Der Kenner wird jedoch die besondere Note in den Songs vermissen. Oft klingen die Stücke sehr ähnlich, tragen dieselbe Handschrift. Das Unverwechselbare in jedem Lied, erkennbar auf früheren Alben, tritt zugunsten eines tragenden Musikgefühls zurück. Aber das ist bei weitem kein schlechtes Gefühl.

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