"Nero, voll der Held, ey!"

Trier · Der Kaiser, Künstler, Lebemann, Muttermörder und Tyrann Nero hat bereits mehr als 50 000 Besucher nach Trier gelockt. Die Museen sind mit den ersten sechs Wochen ihrer Ausstellung hochzufrieden. Zumal schon weitere 1500 Führungen gebucht sind.

 Aufstieg zum Kaiser: 50 000 haben die Ausstellungen in Trier schon besucht. Foto: dpa

Aufstieg zum Kaiser: 50 000 haben die Ausstellungen in Trier schon besucht. Foto: dpa

Foto: Harald Tittel (g_kultur

Trier. Rheinisches Landesmuseum Trier. Seite 135 des Gästebuchs. 1948 Jahre nach Neros Tod. "Fantastisch! Die Ausstellung wirft ein ganz neues Bild auf Neros Leben", steht da geschrieben und wer zurückblättert, findet zahllose ähnlich euphorische Kommentare, die Besucher der großen Trierer Nero-Ausstellung hinterlassen haben. "Toll, hervorragend, grandios, unglaublich informative Texte, sehr lehrreich, die schönste Ausstellung Deutschlands, so kann man Antike lebendig machen, welch herrlicher Schurke!", schreiben Erwachsene. In krakeliger Jugendschrift ist zu lesen: "Lena hat es gefallen" "Nero, voll der Held, ey", "Latein ist doof" (für viele Lateinkurse ist die Ausstellung ein Muss) und "Landesmuseum! Geillll!!!!" Selbst Profis sind begeistert. Die Schau vermittele unaufdringlich, ohne den Besucher zu überfordern, viel Wissen, sagt eine Heidelberger Archäologin, die von der Inszenierung ebenso angetan ist wie von den Exponaten selbst.
Bei so geballter Begeisterung wundert es nicht, dass die drei Trierer Museen mit ihrer Nero-Schau zufrieden sind. Noch bis zum 16. Oktober zeigen das Landesmuseum, das Museum am Dom und das Stadtmuseum Simeonstift rund 700 Objekte, die sich mit dem umstrittenen römischen Kaiser Nero beschäftigen - mit seinem Aufstieg zur Macht, seinen Marotten, Morden und Intrigen, seinen politischen Leistungen, seiner Christenverfolgung, seinem Absturz und seinem Tod. Auch die Zahlen stimmen.
Mehr als 50 000 Menschen haben die Ausstellung in den sechs Wochen nach der Eröffnung bereits besucht. 672 Führungen hat es in allen drei Museen gegeben. Und das noch vor Ferienbeginn. Weitere 1500 Führungen sind bereits gebucht. "Wir freuen uns über den regen Zuspruch und die überaus positiven Rückmeldungen der Besucher", erklären die Direktoren Marcus Reuter (Landesmuseum), Markus Groß-Morgen (Museum am Dom) und Elisabeth Dühr (Stadtmuseum Simeonstift).
150 000 Besucher werden insgesamt erwartet. Ist das Ziel erreichbar? "Wir sind da sehr zuversichtlich", sagt Kathrin Schug vom Stadtmuseum Simeonstift. Sie sei mit dem positiven Feedback sehr zufrieden. Gelobt werde auch oft, dass die drei Museen in einer gemeinsamen Ausstellung zusammenarbeiten und dass diese in der Stadt so präsent sei. "Die Unterstützung des Einzelhandels ist wunderbar", finden die Macher der Schau.
Natürlich gibt es vereinzelt auch kritische Stimmen. Im Gästebuch trägt die Kritik meist die präzise, verschnörkelte Handschrift älterer Menschen: Sie klagen über fehlende Sitzgelegenheiten, schlechte Beleuchtung, schwer lesbare Texte. Zwar gibt es im Landesmuseum, wo die Besucher am längsten verweilen, Klapphöckerchen, die sie mit in die Ausstellung nehmen können. Doch reichen die nicht für mehrere Seniorengruppen aus. Die Museen selbst bedauern, dass die Regelung der Öffnungszeiten an den Montagen leider regelmäßig für Verwirrung sorge: Geöffnet ist prinzipiell nur für Gruppen, die gebucht haben, allerdings finden öffentliche Führungen für Einzelbesucher statt. Diese Regelung habe sich als komplizierter erwiesen als gedacht.
Mit der Resonanz auf das Begleitprogramm jedoch sind die Macher der Nero-Schau überaus zufrieden. "Der Mix aus sehr unterschiedlichen Formaten hat sich bewährt", sagt Kathrin Schug.
Ob beim Ratequiz in der Kneipe oder bei klassischen Vorträgen zur Rezeption Neros in der Kunst - angesprochen würden unterschiedlichste Zielgruppen, von Trierer Studierenden bis zu internationalen Bildungsreisenden. Nero scheint das Volk noch immer zu begeistern.Extra

Es ist die erste Nero-Ausstellung in Mitteleuropa: Rund 700 Exponate aus mehr als 15 Ländern sind vom 14. Mai bis 16. Oktober bei einer großen Schau über den römischen Kaiser in drei Trierer Museen zu sehen. Das Rheinische Landesmuseum beleuchtet die historische Persönlichkeit Neros. Das Museum am Dom nimmt die Christenverfolgung in den Blick, und das Stadtmuseum Simeonstift zeigt, wie die Nachwelt Neros Leben künstlerisch aufgearbeitet hat. Ein Kombiticket kostet 18 Euro. Weitere Infos unter www.nero-ausstellung.de Mos

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