Neue Impulse für eine alte Debatte

TRIER. Wie kann das kulturelle Potenzial der Region Trier als Standort-, Wirtschafts- und Imagefaktor besser genutzt werden? Darüber debattierten im IHK-Tagungszentrum 150 Vertreter aus Kulturszene, Veranstalterkreisen, Politik und Wirtschaft. Für neue Denkanstöße beim altbekannten Thema sorgten Wissenschaftler der Uni Trier und ein Experte aus Schleswig-Holstein.

Kultur als Bereicherung und Garant für Lebensqualität - das sei jener Part, "der Spaß macht", sagten die Gastgeber Richard Groß (Initiative Region Trier) und Peter Adrian (Industrie- und Handelskammer) bei der Begrüßung. Wer aber Geld für Kultur locker machen wolle, brauche "als Argumentationshilfe" den Nutzen der Kultur als Wirtschafts- und Image-Faktor. Die Besucher denken an Römer und Wein

Wenn es danach geht, müssten sich die Kulturschaffenden der Region künftig leichter bei der Akquise tun. Denn die Wissenschaftler Professor Andreas Kagermeier und Thomas Widmann von der Uni Trier legten mit dem ersten Kultur-Wertschöpfungsgutachten für die Region eine kräftige Argumentationshilfe vor. Basis war eine repräsentative Zuschauerbefragung bei den vier Groß-Ereignissen Antikenfestspiele, Moselfestwochen, Brot&Spiele sowie Manderscheider Burgenfest. Die wichtigsten Erkenntnisse: Überwiegend kommen die Gäste aus einem Umfeld, das maximal zwei Auto-Stunden für die Anfahrt beansprucht. Ihr Geld geben sie für Eintritte/Führungen/Unterhaltungsangebote (28 Prozent, Beherbergung (24 Prozent) und Gastronomie (22 Prozent) aus. Richtig lukrativ sind vor allem Übernachtungsgäste. Bei Trier denken die Besucher überwiegend an Römer, bei der Region an Wein. Deshalb empfehlen die Wissenschaftler, das Veranstaltungs-Rad nicht neu zu erfinden, bestehende Produkte zur gemeinsamen, klar identifizierbaren Marke auszubauen, sie wesentlich besser zu vermarkten, dabei eher auf einen 200-Kilometer-Umkreis zu setzen und sich auf das Zugpferd "Römer" zu konzentrieren. In eine ähnliche Richtung gingen die Anregungen von Andreas Eckel, Geschäftsführer der Sponsorengesellschaft des Schleswig-Holstein-Musikfestivals. Einheitliche Marke, klares Profil, kein beliebiges Sammelsurium, hohes Niveau und Professionalität auf allen Ebenen: So wurde das Festival in zwei Jahrzehnten zum Vorzeige-Projekt. Eine Stiftung richtet das Festival aus, ein Förderverein mit 130 Mitgliedern unterstützt es, die Sponsorengesellschaft widmet sich der Vermarktung. Gegenseitiger Nutzen statt Mitleids-Tour, positive Wahrnehmung in Wirtschaft und Politik: So ist eine breite Verankerung gelungen. In der folgenden, von TV-Redakteur Dieter Lintz moderierten Podiumsrunde mit Ronald Frank (Medienfabrik), Hermann Lewen (Moselfestwochen), Arne Rössel (IHK Trier) sowie Eckel und Kagermeier wurden die Anregungen beider Referate diskutiert. Die Idee einer vernetzenden Stiftung als Basis einer gemeinsamen Marke fand ebenso Zustimmung wie der Ruf nach professionellerem Marketing und einheitlicher Außenwirkung. Wie schwierig aber gerade Letzteres ist, signalisierte der Einwurf des Organisators des Manderscheider Burgenfestes, der klare Priorität bei der Dachmarke Eifel setzte. Am Schluss stand die Erkenntnis: "Das wird nicht die letzte Diskussion gewesen sein".

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