Neuer Stoff für die Alte Färberei

Trier · Wo einst Textilien eingefärbt wurden, wird\'s ab dem 24. Oktober kulturell bunt: Auf dem früheren Bobinet-Gelände in Trier-West lockt die Alte Färberei mit einem spannenden Programm-Mix.

Trier. "Alte Färberei" leuchtet es rot aus Triers Westen, am Turm von Werkshalle 8 der Bobinet - in schönster Schreibschrift der 50er Jahre. Das mag typographisch an bessere Zeiten erinnern, ans Wirtschaftswunder. Vielleicht nicht an den Stoff, aus dem die Träume waren - aber zumindest die Gardinen. Damals war der Texilhersteller mit 800 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber der Region. Auf den Fensterschmuck folgten Auto-Sitzbezüge. Die Mitarbeiterzahl sank über die Jahrzehnte. 2010 war Schluss.
Frisch renoviert für Neustart


Eine ähnliche industrielle Vorgeschichte haben viele Kulturzentren der Region - wie die Tuchfabrik in Trier, der Lokschuppen in Gerolstein, die Kammgarn in Kaiserslautern oder die Rockhal in Esch.
In Trier-West ist erst ein zarter Anfang gemacht. Halle 8 mit dem markanten Turm ist frisch renoviert. Auf dem ehemaligen Bobinet-Gelände wird zwar noch in allen Ecken gebaggert und gebaut. Aber die Kulturstätte, die Alte Färberei, ist (fast) fertig: innen schlicht gehalten, viel Weiß, wenig Schnickschnack, mit einzelnen Verweisen auf die Indus-trievergangenheit. Etwa 300 Leute passen in den Raum, bei bestuhlten Veranstaltungen weniger. Am Donnerstag schauen geladene Gäste vorbei. Das offizielle Programm beginnt am 24. Oktober mit der kubanischen Band Soneros de Verdad (siehe Extra).
Vielfalt statt breite Masse


Der Trierer Gastronom Nikos Tziorkas - er betreibt seit 16 Jahren ein Café am Kornmarkt - hat die Alte Färberei vom Projektentwickler EGP gepachtet. Sie wird nur an Veranstaltungstagen geöffnet sein. Für das künstlerische Programm sind Oliver Möller und Oliver Pahl (Schneider Messen & Veranstaltungen) verantwortlich.
"Uns ist die Farbenvielfalt beim Programm wichtig", sagt Pahl. Konzerte von Klassik über Jazz bis Pop, Comedy und Varieté: Zugänglich soll es sein, aber die breite Masse ist gar nicht das Ziel.
"Wir sehen unser Programm als Erweiterung des bisherigen Kulturprogramms in der Region - und nicht als Konkurrenz zu anderen Veranstaltern." So skizziert es Oliver Möller, der zuvor unter anderem im Kasino am Kornmarkt sowie beim Sound&Vision-Festival an den Kaiserthermen Künstler nach Trier geholt hatte. Einige Acts werden zum ersten Mal in der Region auftreten. "Wir wollen nicht wiederholen, was es schon gibt. Dann kann man auch mal ein Risiko eingehen", sagt Pahl: "Die Trierer sind durchaus offen." Ein schöner Satz. Auch wenn den wohl nicht jeder Trierer Veranstalter doppelt unterstreichen würde. Inzwischen kann man sich allerdings auch bei Youtube und anderen Videoportalen viel einfacher ein Bild vom Geheimtipp machen als noch vor ein paar Jahren.
Oliver Möller freut sich etwa auf die belgischen Durchstarter Oscar and the Wolf: "In ihrem Heimatland füllen sie schon große Hallen, bei uns sind sie noch ziemlich unbekannt."
Das mit dem "ziemlich unbekannt" gilt auch noch für das alte Bobinet-Gelände als Kulturstätte. Zumindest einige Theatergänger der Region wissen auch ohne profane Ortsbeschreibung (nahe McDonald\'s, gegenüber Hornbach), wie sie hinkommen: Vor drei Jahren sahen auf dem Bobinet-Gelände insgesamt 14 000 Zuschauer die West-Side-Story-Aufführungen des Trierer Theaters.Extra

 Früher Werkshalle, künftig Veranstaltungsstätte: Die Alte Färberei in Trier-West setzt auf einen knallbunten Kulturmix. TV-Foto: Hans Krämer

Früher Werkshalle, künftig Veranstaltungsstätte: Die Alte Färberei in Trier-West setzt auf einen knallbunten Kulturmix. TV-Foto: Hans Krämer

24. Oktober: Die große offizielle Eröffnung mit Soneros de Verdad - von Ina Müller (Inas Nacht) angekündigt als "das Angesagteste an kubanischer Musik, was man sich nur vorstellen kann". 1. November: Oscar and the Wolf - neuer Indiepop aus Belgien. Im Heimatland eine Riesennummer, in Deutschland (noch) Geheimtipp. 15. November: Clara Hill feat. Hanno Leichtmann. Tolle Stimme zu mal jazzigen, mal elektronischen Klängen. 22. November: Ennio Marchetto - weltweit erfolgreicher Verwandlungskünstler aus Venedig und lebender Comicstrip: Der König des Papierkleids (siehe Foto) faltet sich pro Show in locker 50 Kostümen durch die Pop- und Weltgeschichte. 30. November: Jungle by Night - Afrobeat, Funk und Ethnojazz von sehr talentierten jungen Niederländern. 4. Dezember: Nôze - Französisches Produzenten-Duo, zum ersten Mal live in der Region zu erleben. 6. Dezember: Stummfilmkonzert - "Stan & Ollie", alias Dick und Doof, begleitet von Pianist Stephan Graf von Bothmer. 7. Dezember: Harfenkonzert mit Solistin Assia Cunego. 12. Dezember: Simon & Jan - Comedy-Duo, das nicht nur saukomisch, sondern auch musikalisch ist. 13. Dezember: Jochen Leuf & Band (Weihnachtsspecial). AF <%LINK auto="true" href="http://www.alte-faerberei.de" class="more" text="www.alte-faerberei.de"%>

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