Nicht im Sinne der Jury

Die Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) veranstaltet zurzeit in Prüm ihre 49 (!) Ausstellung. Die Organisation ruht mit Präsident Professor D. Alexander Boeminghaus in erfahrenden Händen.

Da erstaunt es ein wenig, dass ein laut Jury qualitativ schlechtes Bild an ihr vorbei fast in diese etablierte Ausstellung gelangen konnte. Erst kurz vor der Eröffnung wird das Anti-Kriegs-Bild des Gelsenkirchener Künstlers Wolfgang Brecklinghaus wieder abgehängt, nachdem die Prümer Stadtbürgermeisterin und der Prümer Verbandsbürgermeister samt einigen Jurymitgliedern die Ausstellung abgeschritten haben. Dabei ist die Entscheidung nachvollziehbar: Das Triptychon ist ein Werk von zweifelhafter Aussagekraft. Soldaten sind zu sehen, SS-Zeichen, ein Hakenkreuz und Totenkopf. Fast verständlich, dass die Jury dieses sehr im Duktus der 30-er, 40-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gehaltene düstere Werk mit dieser heiklen, problematischen Bildsprache nicht kommentarlos unters Volk bringen wollte. Doch so klar sagt das keiner. Es mangele dem Werk an Qualität, die Jury habe es zuvor nicht gesehen, Ausstellungskriterien wurden nicht eingehalten, heißt es. Kaum vorstellbar, denn der Künstler hat telefonisch immer regen Kontakt mit Boeminghaus gehalten. Die Entscheidung, das Triptychon in der EVBK-Ausstellung nicht zu zeigen, ist eindeutig zu spät gefallen. Die Aussage, die Jury habe das Bild nicht gesehen, mag stimmen, klingt jedoch vorgeschoben und erweckt den Eindruck, dass dilettantisch gearbeitet wurde. Man hätte dem Künstler mit einer direkten Absage viel Mühe ersparen können. Was man nun nicht mehr vermeiden kann, ist die Aufmerksamkeit, die er durch diese Aktion trotzdem erfährt. Und das war sicher nicht im Sinne der Jury. s.glandien@volksfreund.de

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