Nicht nur ein Kessel Buntes

Seit einer Woche hat die Trierer Tuchfabrik eine neue Leiterin. Die Eifeler Kulturmanagerin Teneka Beckers soll dafür sorgen, dass die "alternative" Veranstaltungsstätte wieder ein stärkeres Profil erhält.

 Frischer Wind für die Tufa: Teneka Beckers. TV-Foto: Dieter Lintz

Frischer Wind für die Tufa: Teneka Beckers. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. Es sind hektische Wochen für Teneka Beckers. Gerade hat sie das Eifeler Kinder-Kulturfestival "SommerHeckMeck" abgeschlossen (mit sensationellen 12 000 Besuchern übrigens), die erste Vorstellungsrunde im Kulturausschuss absolviert, reichlich Interviews zu ihrem neuen Job gegeben, beim Tufa-Sommerfest das Terrain sondiert und ihre - statistisch gesehen - neuneinhalb Mitarbeiter kennengelernt. Jetzt sitzt sie endlich in ihrem Büro, das im Moment mehr die kühle Atmosphäre einer Warenannahmestelle als den inspirierenden Charme einer Kulturwerkstatt ausstrahlt. Übergangszeit eben. Die Chefin holt sich ihren Kaffee selbst. In Kulturmacher-Kreisen denkt man tendenziell eher antiautoritär. Dass das in den Augen des Trägervereins auch ein Problem sein kann, hat der Vorsitzende Jürgen Laux in den letzten Monaten mehr als deutlich gemacht. Er mahnte schon im Frühjahr im Kulturausschuss eine straffere Personalführung des Hauses an. Eine Erwartungshaltung, die sich nun auch an die neue Leiterin richtet. "Klare Strukturen schaffen" will Teneka Beckers, die eher auf Motivation als auf Druck setzt. Für die 38-Jährige ist der Umgang mit dem "Apparat" Neuland. Ihr Kulturprojekt "Burg Dudeldorf" war eher ein Familien-Unternehmen. Jetzt ist sie als ordentliche städtische Angestellte die Dienstvorgesetzte einer nicht unbeachtlichen Abteilung. Da muss man aufpassen, dass die Kreativität nicht von der Bürokratie aufgefressen wird."An der Tufa kommt man zu leicht vorbei"

Andererseits ist die Personal- und Finanz-Ausstattung der Trierer Tuchfabrik im Vergleich zu ähnlichen Kulturzentren, die unter der Auszehrung kommunaler Haushalte leiden, geradezu luxuriös. Umso höher sind auch die Ansprüche an das Haus. Teneka Beckers sieht da durchaus Spielraum für Verbesserungen. Die Tufa dürfe "nicht nur ein Kessel Buntes sein", sagt sie. "Thematische Schwerpunkte" sollen das Profil schärfen, für das Publikum soll wieder deutlicher werden, "was in unserem Programm Profi- und was Laienkultur ist". Ein verstärktes Angebot im Kinder- und Jugendbereich will sie schaffen, den Spielraum für "experimentelle, zeitgemäße Kultur erweitern".Solche Ambitionen wird sie mit den Interessen des Trägervereins unter einen Hut bringen müssen, der seinerweits aus einer Vielzahl kulturtreibender Vereine besteht. Manche von ihnen interessieren sich wenig für das Gesamtprofil des Hauses, nehmen aber die Ressourcen der Tufa gerne in Anspruch. Das hat in den letzten Jahren oft die Arbeit gelähmt. Beckers will nun in eingehenden Gesprächen "erst einmal herausfinden, was die einzelnen Vereine eigentlich wollen". Aber dass das Profil des Hauses nicht nur in der Summe der Vereins-Aktivitäten bestehen kann, daran lässt sie keinen Zweifel. Denn eines ist ihr schon aus dem Eifel-Blickwinkel aufgefallen: "An der Tufa kommt man zu leicht vorbei." Das gilt inhaltlich ebenso wie räumlich. Zwar gibt es ein treues Stammpublikum, aber neue Besucher sind eher Mangelware. Dass das Trierer Kulturzentrum "im Grunde ein Angebot für die ganze Region sein könnte", war bislang kaum Bestandteil der Tufa-Philosophie. Teneka Beckers will die Öffentlichkeitsarbeit neu ausrichten und erweitern. Und auch am Tufa-Standort selbst soll deutlicher kommuniziert werden, was denn jeweils auf dem Programm steht. Eben dieses Programm soll neue Impulse erhalten. Ob die unbedingt und ausschließlich in Richtung des zunehmend fehlenden studentischen Publikums gehen sollen, lässt Beckers offen. Das sei "nicht die Kernfrage". Mehr Kooperation mit anderen Trierer Anbietern wie dem Theater steht ebenfalls auf der Agenda.Eines scheint klar: Die Tufa wird sich mit der neuen Leitung ändern. Obwohl auch Teneka Beckers weiß, dass man ihre Handschrift "sicher erst im nächsten Jahr" erkennen wird. Aber die Tuchfabrik sei ohnehin keine Ein-Frau-Show, betont sie vorsorglich. Schließlich sei das Haus "kein Theater, wo es eine Intendantin gibt, die alleine das Sagen hat."

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