Nichts ist, wie es scheint
Kaum ein Krimi-Autor ist thematisch so auf der Höhe der Zeit wie der Saarburger Edwin Klein. Sein neuester Thriller spielt im Umfeld von Terrorismus, Geheimdiensten und Geisel-Entführungen. Spannung ist garantiert.
Trier. Das Muster kennt man aus anderen Edwin-Klein-Romanen: Ein Durchschnitts-Mensch gerät, eher durch Zufall, in die Welt der großen Konflikte und Verschwörungen, steht dem Geschehen anfangs hilflos gegenüber, entwickelt dann aber ganz neue Fähigkeiten, um am Ende den scheinbar Übermächtigen doch noch ein Schnippchen zu schlagen. Nichts ist, wie es scheint, alles ist möglich, traue keinem über den Weg, am wenigsten denen, die angeblich für Recht und Ordnung sorgen: Das ist Kleins Botschaft. Und selbst die Sympathischen können sich ganz am Schluss als Mörder und Folterer herausstellen. Tobias Conrad, ein Bausachverständiger aus Trier (damit hat es sich aber diesmal mit den lokalen Bezügen), macht mit seiner Frau Viola Urlaub in der Türkei, als diese nach einem Segelunfall verschwindet - scheinbar ertrunken. Die Suche nach der Vermissten wird eingestellt, da taucht sie plötzlich als Terror-Geisel in einem Erpresser-Video aus dem Irak auf. Weil die Regierung die Erfüllung von Bedingungen der Geiselnehmer verweigert, wird sie vor laufender Kamera geköpft. Aber auch das erweist sich als groß angelegter Schwindel, bei dessen Hintergrund amerikanische Geheimdienstler und Privat-Armeen die Fäden ziehen, während ihre deutschen Kollegen eine mehr als dubiose Rolle spielen. Klein inszeniert das mörderische Hin und Her hochspannend, mit raschen Schauplatzwechseln, Rückblenden und immer neuen Wendungen. Exzellent geschrieben, flüssig zu lesen, manchmal drastisch, ohne Schnörkel. Typisch Edwin Klein halt. Inklusive dem (un)wohligen Schauern, das der Gedanke verursacht, "die da oben" seien für jede Schweinerei zu haben, wenn sie den eigenen Interessen dient. Ein bisschen viel Verschwörungstheorie, aber keine Schwarz-Weiß-Malerei - die Personen sind durchaus differenziert geschildert. Dieter LintzEdwin Klein, "Türkischer Wind", erschienen im Verlag Michael Weyand, Trier. Im Buchhandel erhältlich.