Niedlich wie ET, grausam wie Godzilla

Trier · Eine clevere Geschäftsidee: Ein unbekanntes Gewächs lockt Kunden in den Blumenladen und rettet ihn vor dem Ruin. Erst boomt die Firma, und Initiator Seymour gewinnt die Liebe seiner Kollegin Audrey. Doch dann wächst ihnen die Pflanze über den Kopf. "Der kleine Horrorladen" ist eine bitterböse Musicalkomödie über Habgier und Maßlosigkeit - zu sehen ab Samstag, 20. Dezember, im Theater Trier.

 Zum Monster mutiert: Die Pflanze im „Horrorladen" macht Seymour (Jan Schuba) und Audrey (Nadine Eisenhardt) das Leben schwer. Foto: Marco Piecuch

Zum Monster mutiert: Die Pflanze im „Horrorladen" macht Seymour (Jan Schuba) und Audrey (Nadine Eisenhardt) das Leben schwer. Foto: Marco Piecuch

Trier. "Hair", "West Side Story", "The Rocky Horror Show”, "Evita”, "Anatevka”, "Kiss me Kate”, "Cabaret”: Alle großen Musicals hat das Theater Trier unter Intendant Gerhard Weber gezeigt. Eines hat er sich für seine letzte Spielzeit aufgehoben: "Der kleine Horrorladen". Und den inszeniert der Chef höchstselbst.
Er habe eine Superbesetzung für das Stück, sagt Weber. Jan Schuba ist seit 2007 in Musicals und Kinderstücken am Trierer Theater zu sehen und zurzeit fest im Haus engagiert. Er spielt Seymour, den Angestellten in Mr. Mushniks Blumenladen. Nadine Eisenhardt, in Trier als "My Fair Lady" und in "Hair" gefeiert, verkörpert Kollegin Audrey. Mit Klaus Brantzen gibt es ein neues Gesicht. Er übernimmt die Rolle des Blumenhändlers Mr. Mushnik, den er schon am Kasseler Staatstheater gespielt hat. "Alles sehr erfahrene und gute Musicalkräfte", lobt Weber.
Auch die Gören - Weber macht aus drei gleich vier - sind mit Barbara Ullmann, Alina Wolff, Cornelia Hain, die das Publikum in "Hair” begeisterte, und Sabine Brandauer - sie spielte die Sally Bowles in "Cabaret" - stark besetzt. Tim Olrik Stöneberg schlüpft als Orin in den Zahnarztkittel. Diesen Part hatte beim letzten Trierer Horrorladen 1996 Bariton László Lukács inne, ebenso den der Pflanze Audrey II, der er auch diesmal seine Stimme leiht. Für die passenden Bewegungen ist Thomas Grünholz zuständig.
Welke Blumen statt Kunden


Das Stück von Howard Ashman und Alan Menken erzählt die Geschichte von Seymour, einem typischen Verlierer. Schüchtern und linkisch hat er kein Glück bei Frauen, auch nicht bei Kollegin Audrey. Und auch den Job ist er fast los. Denn das Floristikgeschäft von Mr. Mushnik hat keine Kunden, nur welke Blumen.
Doch als Seymour eine wundersame Pflanze ins Fenster stellt, blüht der Blumenladen auf: Die Kunden strömen, die Presse spielt verrückt. Seymour avanciert vom Mauerblümchen zum Star. Und Audrey bemerkt plötzlich den tollen Typen, der in ihm steckt. Doch die Pflanze saugt ihren Pfleger regelrecht aus, gedeiht sie doch alleine von Blut. Bald begnügt sie sich nicht mehr mit ein paar Tropfen - das außerirdische Gewächs wird zum Monster ...
"Eine bitterböse und gleichzeitig hochunterhaltsame Satire über wirtschaftliche Verhältnisse", stellt Intendant Weber fest. Und hochaktuell, nicht nur im Hinblick auf die Bankenkrise. Am Anfang stehe eine kreative Geschäftsidee, ergänzt Dramaturg Peter Oppermann, mit der die drei Protagonisten ihrer Armut entfliehen wollen. "Das funktioniert eine Zeit lang. Als der Läden läuft, müsste eigentlich der Cut kommen." Doch es ende in Maßlosigkeit. Seymour merke nicht, wie er selbst zum Opfer seiner Gier werde, sagt Weber.
Begleitet wird die Story von "sensationeller" Musik, für die eine vierköpfige Band um Andreas Puhl verantwortlich zeichnet. Puhl, heute Dozent an der Neunkircher Musik- und Musicalschule, war Musical Director der Broadway Musical Company New York und leitete eine Europa-Tournee der "Jesus Christ Superstar"-Produktion.
"Der kleine Horrorladen" erlebt zurzeit bundesweit eine Renaissance. In der laufenden Saison ist er auf 23 deutschen Bühnen sowie in einer Tourproduktion zu sehen. In Trier stand er erst- und letztmals 1996 auf dem Spielplan. Damals lockte das Stück in 21 Aufführungen knapp 11 000 Besucher ins Theater. Das will Weber auch erreichen. Zum Vergleich: Das Kultmusical "Hair" sahen 13 000 Gäste. Für den Horrorladen hat Weber "sparsame" 14 Vorstellungen angesetzt - Verlängerung nicht ausgeschlossen.
Premiere: 20. Dezember, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen: 28., 30. Dezember, 2., 10., 16. 18., 31. Januar, jeweils im Großen Haus. Karten: <%LINK auto="true" href="http://www.theater-trier.de" class="more" text="www.theater-trier.de"%> , Telefon 0651/7181818.
Extra

Das Musical basiert auf der Horrorfilmparodie "Kleiner Laden voller Schrecken" von Roger Corman (1960), einer der erfolgreichsten Billigproduktionen aller Zeiten. Und eine der am schnellsten produzierten. Denn Corman soll - für Drehbuch, casten, drehen und schneiden - nur eine Woche benötigt haben. Für die Musicalfassung, 1982 uraufgeführt in New York, zeichnen die Oscar-Preisträger Alan Menken (Musik) und Howard Ashman (Libretto) verantwortlich. Sie haben auch die Songs für "Arielle, die Meerjungfrau" und "Die Schöne und das Biest" gemeinsam geschrieben. Frank Oz verfilmte das Werk 1986 mit Ellen Greene als Audrey, Rick Moranis als Seymour, Steve Martin als Zahnarzt Orin, Bill Murray und James Belushi. mehi

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