Niemand sagte so gut "man" wie Dennis Hopper

Trier · Trierer Professor nimmt mit seinem neuen Film Abschied von einem Freund und Weltstar. Aufführung am Montag in Trier.

 Dennis Hopper (links)und Hermann Vaske. Foto: privat

Dennis Hopper (links)und Hermann Vaske. Foto: privat

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Trier Er kennt die ganz Großen Hollywoods und hat mit ihnen gearbeitet: Hermann Vaske, Filmemacher und Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule Trier. In seinem neuen Werk "Dennis Hopper - Uneasy Rider" lässt er an den Weltstar erinnern, mit dem er von 1995 bis 2008 in mehreren Filmen zusammengearbeitet hat. Schauspieler und Filmgrößen wie Diane Kruger, Wim Wenders, Isabella Rossellini, Michael Madsen und andere bekannte Künstler sprechen vor Vaskes Kamera über den Schauspieler, der bereits 2010 gestorben ist und im vergangenen Jahr 80 Jahre alt geworden wäre. Mit Redakteurin Stefanie Braun sprach Vaske über Hollywood, Trier und seine Freundschaft zu Dennis Hopper.Ihre Filmographie liest sich wie das "Who-is-who" der ganz Großen in Hollywood. Wie haben Sie einen Fuß in die Tür der Traumfabrik bekommen?Hermann Vaske Ich habe am American Film Institute in Los Angeles Filmregie studiert. Das war ein großes Privileg. Denn das American Film Institute war die Filmschule, an der David Lynch seinen ersten Film "Eraser Head" verwirklichte. Für mich war es ein Traum, dort zu studieren. Ich konnte zusammen mit meinen Kommilitonen jede Woche Leute aus der Praxis erleben, wie sie in Seminare kamen und über ihre Erfahrungen sprachen. Von William Friedkin, der über seine Zusammenarbeit mit Gene Hackman redete, bis hin zu Paul Schrader, der damals mit Richard Gere "American Gigolo" realisiert hatte. Als ich in den 1990er Jahren den "Breaking Walls Award" an der Berliner Akademie der Künste realisierte, ging es richtig los. Denn es gelang mir, Dennis Hopper in die Jury zu holen. Wir sind großartig miteinander ausgekommen, und er hat mich vielen seiner Freunde vorgestellt, von Julian Schnabel bis zu Isabella Rossellini.Ihre filmischen Werke drehen sich immer wieder um den kreativen Prozess und das kreative Leben und Arbeiten. Ist das noch Unterhaltung oder schon wissenschaftliche Studie? Vaske Neben dem Produzieren von Ideen für Film, Kunst und Werbung hat es mich immer interessiert, über Kreativität zu reflektieren. In den 1980er Jahren arbeitete ich in der damals größten und kreativsten Werbeagentur der Welt, Saatchi&Saatchi in London. Mein Mentor war Paul Arden, damals der kreative Supremo. An einem Sommertag war ich mit Leuten aus der Agentur in Pauls Sommerhaus in Sussex eingeladen und wir haben uns unsere Köpfe über die kreative Motivation heißgeredet. Seitdem versuche ich, den kreativen Stimuli in Büchern und Filmen auf die Spur zu kommen. Dabei habe ich auch mit Wissenschaftlern wie Dr. Wolf Singer vom Max-Plank-Institut und Stephen Hawking geredet. Ich mixe Wissenschaft mit Unterhaltung. Die Zuschauer lernen etwas und werden bestens unterhalten.In der Beschreibung zu "Who killed the idea?" auf Ihrer Homepage heißt es, dass sich der Film auf satirische Weise damit befasst, dass heutzutage die Verpackung wichtiger ist als der Inhalt und die Form nicht mehr der Funktion folgt. Provokativ gesagt: Das klingt nach gut vermarktbarem Pessimismus. Ist es denn wirklich so schlimm bestellt um Film, Fernsehen und Unterhaltungsindustrie?Vaske Von allen Sachen ist für mich die Idee am wichtigsten. Leider ist es heutzutage so, dass unerwartete, außergewöhnliche und überraschende Ideen immer seltener zu sehen sind. Aus "form follows function" (auf Deutsch: Die Form folgt ihrer Funktion) wird "function follows form". Dafür gibt es mannigfache Gründe und Ideenkiller: von Bürokratie bis Zensur und von Konsens bis hin zu der Angst, die Idee umzusetzen. Das Problem heutzutage ist, dass viele mittelmäßige Ideen durch "Production Values" sowie aufwendige und pompöse Umsetzungen aufgemotzt werden. Das funktioniert aber nicht. Denn im besten Fall kommt dabei "good looking crap" (auf Deutsch: gut aussehender Mist) heraus. In ihrem Film "Dennis Hopper: Uneasy Rider" erinnern sich Film-Größen an den Schauspieler Hopper. Sie haben selbst mehrmals mit Hopper gearbeitet: Wenn es möglich wäre, was würden Sie ihm gerne noch sagen? Was glauben Sie, würde er Ihnen antworten?Vaske Dennis und ich haben sehr fruchtbar zusammengearbeitet. Insgesamt haben wir vier Filme gemacht. Er fand meine Idee, eine Trilogie über das Zusammenspiel von Kunst, Film und Werbung zu machen, spannend. Mit unserem Film, "Wie man die Leute von ihrem Geld trennt. Von A-Z" haben wir den Grimme-Preis gewonnen. Kurz vor seinem Tod haben wir Rainer Maria Rilkes "Briefe an einen jungen Dichter" verfilmt. Es war Dennis Lieblingsbuch und ist ein wunderbares Credo der Kreativität, das auch in "Dennis Hopper - Uneasy Rider" eine wichtige Rolle spielt. Ich vermisse Dennis. Alles, was ich ihm noch sagen möchte, sage ich ihm mit dem Film. Und er würde sagen: "Cool, man." Niemand sagte so gut "man" wie Dennis Hopper.Was war Ihre Motivation, diesen Film zu machen?Vaske "Dennis Hopper: Uneasy Rider" ist eine Hommage zu seinem 80. Geburtstag. Der Film soll die Erinnerung an einen großen Künstler wachhalten. Einen wahren Renaissance-Menschen, Schauspieler, Regisseur, Maler, Sammler und Fotografen. Dennis hatte noch einen Fuß in old Hollywood. Er war der beste Freund von James Dean und drehte mit Größen wie John Wayne und Elizabeth Taylor zusammen. Später arbeitete er mit Pop-Bands wie U2 und den Gorillaz. Dennis überbrückte Generationen und hat uns Meilenstimme der Filmgeschichte wie "Apocalypse Now" und "Blue Velvet" hinterlassen. Für mich ist der Film ein Abschiedsgruß an einen großen kreativen Mitstreiter und persönlichen Freund.Sie lehren in Trier an der Hochschule im Fachbereich Kommunikationsdesign. Was gibt Ihnen der Kontakt mit Studierenden?Vaske Für mich ist es sehr inspirativ, mit vielen jungen Talenten zu arbeiten. Ich habe sehr viel gelernt, und es ist für mich eine große Freude, das Gelernte an den Nachwuchs weiterzugeben. Ist es nicht ein gewaltiger Sprung von Hollywood zurück nach Trier? Vaske Trier war für mich immer etwas Besonderes. Schon als ich als Schüler auf Klassenfahrt hier war und Felix Dahns "Ein Kampf um Rom" las, hatte mich das römische Reich und die Storys darüber in ihren Bann gezogen. Ich habe ja nicht nur am American Film Institute of Los Angeles, sondern auch an der Hochschule für Film und Fernsehen studiert, bin im Herzen Europäer. Trier im Herzen Europas hat Potenzial. In Luxemburg tut sich kreativ eine Menge, Brüssel und Paris sind nicht weit. Es gibt keine Grenzen und viele Synergien, die man nutzen kann. Das gilt vor allem für junge Kreative aus der Region. Für mich galt immer das Motto meines Mentors Paul Arden: (übersetzt) "Wenn man der Beste sein will, muss man von den Besten lernen". Pauls Motto versuche ich umzusetzen, indem ich großartige Leute aus der Praxis für Briefings und Vorträge an die Hochschule hole. Stefanie Braun "Dennis Hopper - Uneasy Rider" läuft am Montag, 24. April, 19 Uhr, im Broadway-Kino Trier. Regisseur Hermann Vaske ist für Gespräche und Fragen vor Ort.Interview Hermann VaskeExtra: VON HOLLYWOOD NACH TRIER

Hermann Vaske (60) studierte an der Universität der Künste in Berlin und am American Film Institute in Los Angeles. Er war als Kreativdirektor an der Werbeagentur Saatchi & Saatchi in London tätig und gründete in Frankfurt seine Produktionsfirma Hermann Vaske's Emotional Network. Seit 2000 lehrt er an der Hochschule Trier im Fachbereich Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Design, Werbung und konzeptioneller Entwurf.

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