Nostalgischer Abend im kaiserlichen Wien

Bitburg · Die Stadthalle Bitburg ist für einen Abend zum Schauplatz der Habsburger Monarchie geworden - mitsamt ihren berühmtesten Vertretern Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sissi. 200 Besucher, darunter auch viele jüngere Frauen, haben sich das Musical angesehen.

 Kaiser Franz Joseph (Fabian Klatt) und Sissi (Laura Voith) bei ihrem ersten Zusammentreffen. TV-Foto: Christina Bents

Kaiser Franz Joseph (Fabian Klatt) und Sissi (Laura Voith) bei ihrem ersten Zusammentreffen. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Bitburg Sissi - für viele Menschen ist die Frau untrennbar mit den Filmen von Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm verbunden. Im Musical "Sissi" hat Regisseur Claus J. Frankl nun das Leben der Kaiserin von Österreich auf die Bühne gebracht. Spannend war dabei, ob er es schaffen würde, das Stück so zu gestalten, dass es eine eigene Inszenierung ist und keine Kopie des Films, zu dem man immer wieder Vergleiche anstellt.
Das ist ihm gelungen. Die Charaktere sind natürlich dieselben, aber sie überzeugen so, dass man den Film schon nach kurzer Zeit nicht mehr vor Augen hat und ganz in die Produktion in der Eifel eingetaucht ist.
Major Krespl, der Vertraute von Sissi (Laura Voith), ist beispielsweise recht tölpelhaft und etwas komödiantisch vom Regisseur selbst dargestellt, dabei führt er aber sehr gut durch die Geschichte. Die Romantik kommt bei Sissi natürlich nicht zu kurz, wenn beispielsweise Franz Joseph (Fabian Klatt) seiner Sissi ein getrocknetes Edelweiß schenkt, dass er selbst vom Berg geholt hat und sagt: "Das habe ich aufbewahrt, für die Frau, die ich einmal heiraten möchte." Die beiden geben sich in Briefwechseln Kosenamen wie "mein Löwe" und "aufmüpfiger kleiner Kobold".
Musik und Lichteffekte setzen die Herrschaft von Kaiser Franz Joseph und seine persönliche Dramatik angemessen um. Schnelle, lauter werdende Blechbläser mit Schlagwerk und Bass sowie kurze aufflackernde Lichter tragen zur Spannung bei, wenn beispielsweise Graf Andrássy (Sascha Littig), der ungarische Revolutionär und Vertraute von Sissi, die Bühne betritt.
Passend gestaltet ist auch das Bühnenbild, nicht überladen, aber mit großen Gemälden und etwas verziertem Mobiliar. Dazu kommen im Hintergrund auf eine Leinwand projizierte Originalschauplätze, was zum Eintauchen in das Stück beiträgt.
Zehn Tänzerinnen und Tänzer sorgen für Abwechslung und Auflockerung. Die Besucher gehen dabei mit, besonders bei den Walzereinlagen oder den temperamentvollen ungarischen Tänzen.
Schauspielerisch überzeugten die Akteure, Gesten und Mimik waren ausdrucksstark, dazu sahen die Zuschauer immer eine Körperspannung, die dem Ganzen Authentizität verlieh. Die Verliebtheit nimmt man Franz Joseph ab, wenn er beispielsweise verträumt mit seiner Jacke tanzt, Sissis Schwester Nené, gespielt von Sandra Leitner, tief enttäuscht ist, dass der Kaiser sich nicht für sie entschieden hat oder Erzherzogin Sophie (Adelheit Brandstetter) resolut und barsch von Sissi verlangt, ihren Pflichten nachzukommen und sich über deren Gedichte lustig macht.
Die Musik unterstützt die Handlung in dramatischen oder sehr romantischen Teilen, bleibt aber oft zu unauffällig im Vier- oder Dreivierteltakt. Die Darsteller sind gesanglich sicher, wobei die Stücke keine außergewöhnlichen Höhen, Tiefen oder rhythmischen Ansprüche an die Sänger stellen. Gesanglich sticht Alois A. Walchshofer heraus, dem man als Erzherzog Max sein Opern- und Gesangsstudium anhört.
Die Besucher waren von der Vorstellung überzeugt, was man immer wieder am Zwischenapplaus und am lang anhaltenden Schlussapplaus feststellen konnte.

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