Nur das Beste

TRIER. Schuhplattler, Glitzer-Kimono und Kobold-Ohren: Chansonnier Tim Fischer präsentierte am Sonntag sein Best-of-Programm "Yesterday once more" in der Trierer Tufa.

"Manche geh‘n nach Hause, manche trinken Brause - das ist der Zweck der Pause." Mit Versen wie diesem nimmt Georg Kreisler in seinem "Opernboogie" das Musiktheater auf die Schippe. Titel des Wiener Kabarettisten, dessen Humor so schwarz ist wie Tim Fischers hautenger Overall, dominieren die erste Hälfte des Abends: "Geben Sie acht", ermahnt der Sänger sein Publikum musikalisch - und trägt damit Eulen nach Athen. Denn die 200 Zuschauer im großen Saal der Tufa hängen vom ersten Ton an wie gebannt an Fischers rot geschminkten Lippen. "Yesterday once more" nennt dieser den 110-minütigen Querschnitt durch alle seine bisherigen Programme. Auch mit der legendären "Rinnsteinprinzessin", dem "Aspirin"-Rohr von Martina Brandl und Thomas Pigors "Hitler" gibt es hier ein Wiedersehen. Die Best-of-Show ist nicht allein aku- stisch effektvoll: Nur Fischers Silhouette ist im blauen Gegenlicht zu sehen, wenn er- die Hände in den Nacken gelegt - Ludwig Hirschs Lied "Komm, großer schwarzer Vogel" interpretiert. Im endlos langen Pelzmantel à la Dietrich schwebt der 31-Jährige unter tosendem Beifall durch den dichten Nebel, der von der Bühne herab wallt. Rote Scheinwerfer blitzen auf, wenn Schlagzeuger Florian Goltz es für das Energie geladene "Je suis malade" krachen lässt. Goltz gehört zur sechsköpfigen Band, die Tim Fischer gekonnt in einen Klangteppich hüllt, ohne dass er darin untergeht. "Die sind natürlich nach dem Aussehen gecastet", verrät der Chansonnier den Zuschauern. Wie Kobolde muten die Musiker an, denen die Maskenbildnerin spitze Plastik-Ohren verpasst hat. Die Sechs bereichern nicht nur als Instrumentalisten das Programm: "Wir sind ein Paar", singen Fischer und Pianist Gert Thumser ganz in Weiß im Duett, nachdem Rüdiger Mühl-eisen von den Keyboards an den Flügel gewechselt ist. Schuhplattelnd tanzt Hans Jehle (Violine) zu den Klängen von "Verdrießlich" um den Sänger herum. Mit dem rockigen Titel "Tumbling down" ist die Stunde des Gitarristen Uwe Lehmann gekommen. Lars Burger (Kontrabass) greift für den Refrain der "Capri-Fischer" zum Mikrofon. In Hotpants und geblümtem Glitzer-Kimono präsentiert Tim Fischer sie als schrille Zugabe. Tief und lange verneigt er sich vor dem begeisterten Publikum, das im Stehen applaudiert.

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