Nur ein Hauch von Spektakel: Das Musik-Programm des Trierer Theaters steht fest

Trier · Unauffällig, aber sorgsam geplant: Das Programm für Musiktheater und Konzerte in der kommenden Spielzeit 2017/18.

Nur ein Hauch von Spektakel: Das Musik-Programm des Trierer Theaters steht fest
Foto: Martin Dr. Möller (mö) ("TV-Upload Dr. M?ller"

Die Spielzeit 2017/18 ist für Victor Puhl die letzte als Generalmusikdirektor. Das lässt sich auch am Musiktheater-Spielplan ablesen. Den hat Puhl als kommissarischer Operndirektor ausgearbeitet.

Jedenfalls eröffnet Triers GMD mit "Hoffmanns Erzählungen" von Offenbach die neue Spielzeit. Mit demselben Stück war Puhl 2008 in Trier gestartet. Allerdings werden die "Contes D'Hoffman" diesmal im originalen Französisch aufgeführt und dazu in einer Neufassung. Mit Emmerich Kalmans "Csardasfürstin" befriedigt das Theater die Operettenfreunde. Mit "Into the Woods" von Stephen Sondheim sowie "Hedwig and the angry inch" von Stephen Trask und John Cameron Mitchell wendet sich das Theater an die wachsende Zahl der Musicalfreunde. "Krach bei Bach" von Rainer Bohm ist für junge Besucher gedacht und schildert die Zustände im Haus des Leipziger Thomaskantors. Die waren alles andere als idyllisch.

Zwei Produktionen fallen aus dem Gewohnten heraus, und das aus höchst unterschiedlichen Gründen. Mit "Il matrimonio segreto" (Die heimliche Ehe) von Domenico Cimarosa (1749-1801) unternimmt das Theater einen Ausflug in die Opernwelt der Mozart-Zeit. Und für Mozarts berühmte "Zauberflöte" kommt Triers Ex-Intendant Heinz Lukas-Kindermann zurück an die Mosel.

Auch bei den Sinfoniekonzerten waltet eine leise Abschied-Stimmung. Immerhin: Vom Rotstift, der bei den übrigen Theaterproduktionen angesetzt wird, und der auf Kürzung einer Produktion pro Sparte hinausläuft, bleiben die Konzerte verschont. Aus gutem Grund: Die Trierer Philharmoniker, ihr Chef und ihr Programm waren in den Theater-Turbulenzen der Vergangenheit stets ein ruhender Pol. Das soll auch so bleiben.

Ambitionierte Zyklen wie die unvollendet gebliebene Mahler-Reihe gehören im Konzertspielplan mittlerweile eindeutig zur Vergangenheit. Allenfalls das 4. Sinfoniekonzert (18. Januar 2018) behält noch einen Hauch von Spektakel. Da wagt sich das kräftig verstärkte Orchester an Vorspiel und Liebestod aus Wagners "Tristan", an Ausschnitte aus der "Götterdämmerung" (Bernadette Flaitz) und eine Orchesterfassung des "Parsifal".

Er wolle einige Ansätze aus der Vergangenheit zu Ende führen, erklärt Victor Puhl. Und verweist auf den gleichfalls großorchestralen "Blaubart" (von Bartok) in der laufenden Saison. Und wenn im 3. Sinfoniekonzert (14. Dezember) die letzte Sinfonie von Schostakowitsch (Nr. 15 op. 141) von 1972 ansteht, gehe gleichfalls eine Serie zu Ende. Sehr spektakulär ist das Angebot der acht Sinfoniekonzerte nicht, weder bei Werken noch bei Interpreten. Erst auf den zweiten Blick stellt sich heraus, dass Victor Puhl auch in seiner letzten Spielzeit als Trierer GMD wieder das Fingerspitzengefühl einbrachte, das ihn all die Jahre auszeichnete.

So ergänzt er im 2. Sinfoniekonzert (19. Oktober, tags darauf in Hillesheim) das Mendelssohn-Brahms-Standardprogramm mit der Ouvertüre "Eine feste Burg" des Liszt-Assistenten Joachim Raff (1822-1882) - ein Werk über Luthers berühmten Choral als Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg. Das 5. Sinfoniekonzert (22. Februar 2018) bietet neben Tschaikowskys Violinkonzert und Schumanns 4. Sinfonie Musik aus China; auch Dirigent Renchang Fu kommt aus dem Reich der Mitte. Das 6. Konzert (12. April 2018) stellt Jörg Iwers Konzert für Bassposaune und Orchester ins Programm und verspricht damit eine musikalische Wiederbegegnung mit Triers Ex-Kapellmeister. Das 7. Konzert (24. Mai 2018) ist dem Akkordeon und dessen Star Richard Galliano gewidmet - für Sinfoniekonzerte eine echte Rarität. Und für sein letztes Sinfoniekonzert als GMD (Nr. 8, 21. Juni 2018) hat Victor Puhl aus Musik von Berlioz, Dvorak, Bernstein und Ravels "Daphis et Chloe" eine spannende Kombination erstellt. Europa und Amerika, Romantik und Impressionismus, 19. und 20. Jahrhundert: Es gehört einiges Feingefühl dazu, diese Aspekte so sensibel auszutarieren. Die Sinfoniekonzerte bleiben Flaggschiff im Trierer Konzertprogramm, aber Zahl und Bedeutung der Beiboote nehmen zu. Nach einer versuchsweise geöffneten Generalprobe wird künftig die Weltmusik jeweils zweimal stattfinden.

Am 9./10. November kommt das Uwaga-Quartett wieder nach Trier. "Die ganze Kraft und Farbpalette des Orchesters trifft auf den Groove und den Ideenreichtum von Uwaga!" heißt es dazu im Pressetext der Formation. Echo-Preisträger "Quadro Nuevo" verkündet "End of the Rainbow" (8./9. März) und Dominique Horwitz liefert am 6./7. Juni 2018 "La Valse a mille temps" mit Musik von Jacques Brel. Die beliebte "Klassik um Elf" konzentriert sich erneut auf Vorklassik und frühe Wiener Klassik (20. Oktober, 10. Dezember, 11. Februar, 6. Mai). Rückgrat im Programm sind mittlere Haydn-Sinfonien - Nr. 64, 74, 68 und 59 - nicht ganz einfach für die Philharmoniker, aber musikalisch für Interpreten wie Hörer höchst reizvoll.

Die "Family Classics" werden komplett von Kapellmeister Wouter Padberg übernommen. Der wird am 27. Mai die Musikfreunde von 8 bis 108 Jahren in die Geheimnisse von Beethovens Siebter einweihen. Die Programme der Familienkonzerte drehen sich im Übrigen um den jungen Mozart (5. November), den Schriftsteller Oscar Wilde (18. Februar) und präsentieren am 22. April sogar ein russisches Zaubermärchen über Prinzen, Prinzessinnen, einen bösen Zauberer und einen magischen Vogel. Und dass Universitätskonzert (15. November), Neujahrskonzerte (in Trier, Bernkastel und Konz), das Orchesterfest, die Kammerkonzerte der Philharmoniker und schließlich die Piccolini-Konzerte erhalten bleiben, versteht sich.

Zum Ende der Spielzeit 2017/18 ist bei Victor Puhl das GMD-Kapitel abgeschlossen. Doch der beliebte Dirigent wird in Trier bleiben. Und er lässt leise und mit aller Vorsicht durchblicken, dass er gerne die "Weltmusik" weiter dirigieren und vielleicht weiter konzipieren würde. Darüber freilich müsse sein Nachfolger entscheiden.Extra

Das Musiktheater

Jacques Offenbach, Les Contes D'Hoffman Musikalische Leitung (ML) Victor Puhl, Inszenierung Thilo Reinhardt, Premiere 14. Oktober. Emmerich Kálmán, Die Csardasfürstin, ML Wouter Padberg, Inszenierung Wolfgang Dosch, Premiere 2. Dezember. Domenico Cimarosa, Il matrimonio segreto ML Wouter Padberg, Inszenierung Andreas Rosar, Premiere 3. Februar 2018. Stephen Sondheim, Into the woods, ML Malte Kühn, Inszenierung Dean Wilmington, Premiere 24. März. Rainer Bohm, Krach bei Bach ML und Inszenierung N.N., Premiere 7. April. Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte ML Victor Puhl, Inszenierung Heinz Lukas-Kindermann, Premiere am 20. Mai. Stephen Trash und John Cameron Mitchell, Hedwig and the angry inch ML Dean Wilmington, Inszenierung Manuel Schmitt, Premiere Mai 2018.Extra

Das Konzertprogramm 2017/18

1. Sinfoniekonzert am 7. September. Gespielt werden Werke von Beethoven, Rachmaninow und Dvorak. Alexander Paley, Klavier. Leitung Victor Puhl. 2. Sinfoniekonzert am 19. Oktober. Zu hören sind Werke von Raff, Mendelssohn und Brahms. Martin Funda, Violine. Leitung Golo Berg. Weitere Aufführung am 20. Oktober in Hillesheim. 3. Sinfoniekonzert am 14. Dezember, auf dem Programm stehen Werke von Prokofjew, Bartók und Schostakowitsch. Ya-ou Xie, Klavier, Leitung Victor Puhl. 4. Sinfoniekonzert am 18. Januar 2018. Gespielt werden Werke von Wagner. Es singt Bernadette Flaitz, dramatischer Sopran. Leitung Victor Puhl. 5. Sinfoniekonzert am 22. Februar. Das Orchester präsentiert Werke von Zhjeng, Ma Hongye, Li Wenping, Tschaikowsky und Schumann. Eung Soo Kim spielt die Violine. Leitung Renchang Fu. 6. Sinfoniekonzert am 12. April. Werke von Debussy, Iwer und Strawinsky. Thomas Leyendecker, Posaune. Die Leitung hat Wouter Padberg inne. 7. Sinfoniekonzert am 24. Mai. Werke von Bartók, Galliano und Beethoven. Richard Galliano, Akkordeon. Leitung Victor Puhl. 8. Sinfoniekonzert am 21. Juni. Werke von Berlioz, Dvorak, Bernstein und Ravel. Jérôme Pernoo, Violoncello. Leitung Victor Puhl. Es spielt das Philharmonische Orchester der Stadt Trier. Alle Sinfoniekonzerte beginnen um 20 Uhr und finden im Großen Haus des Theaters Trier statt.Extra

Nur ein Hauch von Spektakel: Das Musik-Programm des Trierer Theaters steht fest
Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"
Nur ein Hauch von Spektakel: Das Musik-Programm des Trierer Theaters steht fest
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 Konzerte, Opern, Musicals, Operetten – Die Sparte Musiktheater hat viel zu bieten. In der kommenden Spielzeit wird es aber zudem auch einen Abschied geben: Generalmusikdirektor Victor Puhl (Foto rechts) verlässt das Theater Trier. Vorher geben er und das Philharmonische Orchester der Stadt Trier in vielen Konzerten noch einmal alles für das Trierer Publikum. Fotos: TV-Archiv

Konzerte, Opern, Musicals, Operetten – Die Sparte Musiktheater hat viel zu bieten. In der kommenden Spielzeit wird es aber zudem auch einen Abschied geben: Generalmusikdirektor Victor Puhl (Foto rechts) verlässt das Theater Trier. Vorher geben er und das Philharmonische Orchester der Stadt Trier in vielen Konzerten noch einmal alles für das Trierer Publikum. Fotos: TV-Archiv

Foto: (g_kultur

Weltmusik, Klassik um Elf und weitere Konzerte

Weltmusik 1 am 9./10. November: "Swan Fake" mit der Gruppe Uwaga. Weltmusik 2 am 8./9. März 2018: Quadro Nuevo. Weltmusik 3 Dominique Horwitz: Französische Chansons. Es spielt das Philharmonische Orchester unter Victor Puhl. Alle Konzerte 20 Uhr im Großen Haus. 1. Klassik um Elf: Werke von Mozart, Holzbauer und Haydn. Frauke Burg, Sopran. Dirigent Victor Puhl. 2. Klassik um Elf: Werke von Johann Christian Bach, Mozart und Haydn. Fritz Spengler, Contratenor. Leitung Wouter Padberg. 3. Klassik um Elf: Werke von Haydn, Kozeluch und Mozart. Michael Corde, Klarinette. Leitung Victor Puhl. 4. Klassik um Elf: Werke von Holzbauer und Haydn. Sabine Weyer, Klavier, Leitung Wouter Padberg Alle Konzerte um 11 Uhr in der Promotionsaula des Trierer Priesterseminars. Es spielt das Philharmonische Orchester. Family Classics am 5. November 2017 sowie 18. Februar und 22. April 2018, 11 Uhr im Großen Haus. Dies Academicus am 15. November, 20 Uhr im Audimax der Universität. Piccolini, Konzerte in Schulen und Kindergärten. Kammerkonzerte des Philharmonischen Orchesters. Orchesterfest am 10. Juni 2018. Neujahrskonzerte am 1. 6., 7. und 14. Januar im Großen Haus, in Bernkastel-Kues und in Konz Konzert der Kinder- und Jugendchöre des Theaters am 4. April 2018. Moderierte Matinee für Hörer von 8 bis 108 Jahren. Wouter Padberg erläutert Beethovens Siebte.

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