Ohne Hoffnung?

Trier. Gibt es ihn, den "Aus-Weg!?" aus Krieg und Vernichtung, oder ist es nur eine Wunschvorstellung, die sich nie verwirklichen lässt. Diese Frage warf der Jugendchor des Friedrich Spee Chores bei seinem Konzert im Trierer Angela-Merici-Gymnasium auf, ohne jedoch eine Antwort zu haben.

"Ich hätte mir nie träumen lassen, dass meine Komposition jemals unter so realistischen Bedingungen aufgeführt würde." So Martin Folz, Leiter des Trierer Friedrich Spee Chores und auch des angegliederten Jugendchores. Es ging dabei um sein 1991 entstandenes Werk "Aus-Weg!?", von Folz geschrieben unter den Eindrücken des damaligen Golfkrieges.Ballade von Bertolt Brecht dient als Basis

Basis für das "Chortheater" ist die Ballade vom Kinderkreuzzug von Bertolt Brecht in einer überarbeiteten Fassung von Marion Hammes. Es war also kein vergnüglicher Abend, zu dem der Spee Chor in Kooperation mit dem Angela-Merici-Gymnasium eingeladen hatte. Geprägt war die Veranstaltung von Gefühlen wie Widerstand, Aufbegehren, aber auch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Nach der Triebfeder gefragt, die ihn zur Komposition dieses Werkes getrieben hat, sagt Folz: "Es war meine Angst vor dem Krieg, die mich damals ganz konkret überfallen hatte." Diese Angst lässt er das Publikum auch mit seiner ihm ganz eigenen Tonsprache deutlich spüren. Klagende Töne von der Klarinette, gespielt von Kathrin Stecker, stampfende, marschierende Bässe, hervorgerufen von Stefan Dietz am E-Bass, und Sonja Lehrke (Violoncello) sorgten für das instrumentale Fundament, auf dem sich die zwölf Sängerinnen des Jugendchores sicher fühlen konnten. Immer wieder wurde die Musik durch Rezitationen von Clara Dewes unterbrochen, die ihren Part so überzeugend darstellte, dass man meinen konnte, sie sei tatsächlich das Mädchen aus Sarajevo, dessen Tagebuch Hammes mit in die Textgrundlage eingebaut hatte. Ebenso überzeugend und ergreifend war Kathrin Notte, die ihr "Lied des Mädchens" selbstsicher interpretierte. Sie und ihre choristischen Mitstreiterinnen zwangen die Zuhörer immer wieder dazu, über die Sinnlosigkeit des Krieges nachzudenken und weckten den unbändigen Wunsch nach der sagenhaften Insel "Youkali", auf der Kurt Weill den Frieden verspricht. Erschlagend geradezu gestaltete sich das Eingeständnis Weills, dass diese Insel nur eine Fantasievorstellung ist und sie nirgendwo zu finden sei. Ist es wirklich so, dass es nirgendwo auf der Erde Frieden gibt? Ist es hoffnungslos, ihn zu suchen? Müssen wir uns für alle Zeiten mit Krieg und Töten abfinden?

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