Ohne erhobenen Zeigefinger: Trierer Jugendtheater bringt Thema Mobbing im Internet auf die Bühne

Trier · Eine moderne, rasante und dennoch tiefgründige Theater-Inszenierung bietet das Kulturlabor mit "4 your eyes only" ab Freitag in der Trierer Tuchfabrik (Tufa). Das Stück soll Jugendliche ab 14 Jahren ansprechen.

 Anouk (Larissa Enzi) wird im Internet gemobbt. Ihre Reaktion ist ziemlich drastisch. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Anouk (Larissa Enzi) wird im Internet gemobbt. Ihre Reaktion ist ziemlich drastisch. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Die freie Theaterszene in Trier lebt. Und wie! Bei den Proben zu "4 your eyes only" im kleinen Saal der Tufa konnte sich der TV von der Qualität des neuen Jugend-Theaterstückes des Vereins Kulturlabor überzeugen. Die preisgekrönte Münchner Autorin Esther Röls verhandelt hier die großen Themen des Lebens: unerfüllte Liebe, Verrat und Rache; sie bricht diese auf das Internet-Zeitalter herunter.Täter sind Opfer sind Mitläufer


Es geht während der 90 Minuten aber nur formal um Cyber-Mobbing, ein Thema mit dem die meisten Jugendlichen heute schon in Berührung gekommen sind. Inhaltlich könnte sich fast jeder Zuschauer mit den Figuren identifizieren, auch Erwachsenen sei ein Besuch angeraten. Als Regisseur zeichnet Alexander Ourth verantwortlich, der vielen Zuschauern als Schauspieler aus der Theatersport-Reihe oder vom Theater in Trier und Luxemburg bekannt sein dürfte.
Die professionelle Inszenierung lebt von der Intensität des Spiels ebenso wie von "Motion Graphics", Videoproduktionen, die Gefühls- und Gedankenwelten der Protagonisten abstrakt transportieren. Es ist verblüffend, wenn beispielsweise die Gesten der Schauspieler quasi in Echtzeit auf der Leinwand im Hintergrund Wirkung zeigen.

Sebastian Gasper aus Trier sowie Larissa Enzi und Thomas Pfertner aus Salzburg spielen die drei Jugendlichen, die sich in den Weiten des Netzes zu verlieren drohen. Dabei gibt es keinen moralisierend erhobenen Zeigefinger oder Schwarz-Weiß-Malerei, alle sind wechselweise Mitläufer, Täter oder Opfer.

Die Inszenierung arbeitet mit recht drastischen Bildern und Texten, ohne jedoch in Geschmacklosigkeiten oder vulgäre Banalitäten abzudriften. Die Lebensrealität der Jugendlichen wird realistisch dargestellt, die jungen Zuschauer werden allerdings "rangenommen wie Erwachsene", sagt Ourth. Ulrike Kremer zeichnet für die Kostüme und die Produktionsleitung verantwortlich, auch sie ist in ihrem Metier überregional anerkannt.

Hochprofessionelles Theater also, das aber mit einem kleinen Budget auskommen muss. "Das schweißt zusammen und erhöht die Identifikation und das Verständnis füreinander, wenn jeder alles machen muss", sagt Alexander Ourth mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und diese Begeisterung ist auch bei den Proben spürbar - die Augen des Teams leuchten bei der Arbeit.

Premiere ist am Freitag, 24. April, 10 Uhr; weitere Vorstellungen sind am 27., 28. und 29. April, jeweils 10 Uhr. Am 1. und 2. Mai sind die Aufführungen um 18 Uhr; weitere Vormittagsvorstellungen (10 Uhr) sind täglich vom 4. bis 8. Mai. Anfragen von Schulen sind willkommen (Telefon 0160/96257084. Karten bei www.ticket-regional.de oder per E-Mail: info@kulturlabor-trier.de

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