Ordnung kontra Heftigkeit

TRIER. Den Ramboux-Preisträger 2002 der Stadt Trier ehrt das Städtische Museum Simeonstift zum Jahresende mit einer Einzelausstellung . "Le silence de la forêt" heißt die Bilderfolge des in Aachen lebenden Malers Helge Hommes .

Man muss nur seine Bilder sehen wie sie dieser Tage im Simeonstift hängen mit ihren weißen, fast klinischen Grundflächen, über die schwarze Streifen wie breite Farbströme ziehen. Ein andermal scheint dürres sperriges Geäst den makellosen Bildraum in Unordnung zu bringen. Und schon ist klar: Helge Hommes ist einer der interessantesten Maler, die in der Region gelebt und gearbeitet haben und einer der zwiespältigsten dazu, was das eigene Wesen angeht. Auch in den schwarz-weißen Ölgemälden seiner derzeitigen Ramboux-Preis-Ausstellung im Städtischen Museum Simeonstift in Trier geht es um jene beiden Temperamente des Künstlers, die miteinander ins Reine gebracht werden wollen. "Das eine ist meine Sehnsucht nach ungestörter Ordnung", sagt der 1964 geborene Maler, dessen "woll" noch immer die Geburtsstadt Schwelm verrät. "Und das andere ist dieser unkontrollierte Drang, diese Heftigkeit in mir."Der Ordnung verdanken sich die klaren weißen Leinwände, dem dunklen Drang entspringen die Farbströme und das gebärdenreiche Geäst seiner Bilder. Man kann auch sagen, erst die tadellosen Leinwände schaffen eine verlässliche Grundlage für den ungehemmten Bewegungsdrang der malenden Hand.Hommes‘ dickflüssiger Farbauftrag hinterlässt auf der weißen Bildhaut Krusten, Narben und Knoten. Dabei geht es um Wesenhaftes. Das Bild der eigenen Natur und der seit Jahren verinnerlichten äußeren seiner Hunsrück-Wälder verbinden sich in Helge Hommes‘ Gemälden zu neuen Bildern von Stämmen, Zweigen und Verästelungen.Wald und Natur stehen im Zentrum

Seit langem sind Wald und Natur sein zentrales Thema. Und doch ist der Maler weit davon entfernt, Natur oder Wald abzubilden. Helge Hommes‘ Bildern haftet trotz aller Lebensspuren etwas Fernes, Unwirkliches an. "Le silence de la forêt" hat er seine Bilderfolge genannt. Das kann man gleichermaßen als "die Stille" oder als das "Schweigen des Waldes" verstehen. Freilich: Hält man sich nur ein wenig in der Gesellschaft von Hommes‘ Trierer Bildern auf, von denen besonders die Großformate beeindrucken, steht fest, was gemeint ist. Helge Hommes hat wirklich Stille gemalt und das mit feierlichem Ernst. Der Wald ein Ort der Erlösung - wer weiß. Und doch hat Helge Hommes‘ Waldesstille etwas von den "stillen Landen" der romantischen Dichter, durch die ihre gequälte Seele "nach Hause" finden sollte. Übrigens: die Schau im Wechselraum des Simeonstifts ist eine ästhetisch ausgesprochen schöne Ausstellung, die vorzüglich gehängt ist. Bis 11. Januar, Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr, Samstag und Sonntag 9-15 Uhr. Städtisches Museum Simeonstift, Trier.

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