Orgel-Glanz aus Cambridge

Himmerod · Stephen Cleobury begeistert im Sommerzyklus der Abteikirche Himmerod.

 Brilliert auf der Himmeroder Orgel: Stephen Cleobury aus Cambridge. TV-Foto: Martin Möller

Brilliert auf der Himmeroder Orgel: Stephen Cleobury aus Cambridge. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Himmerod Wer die Orgelkonzerte in Himmerod noch aus den achtziger oder neunziger Jahren kennt, reibt sich verwundert die Augen. Wo damals eine weitgehende autofreie Idylle dominierte, wird jetzt vor dem Konzert die Parkplatz-Suche zum Risikospiel. Und wo in der Klosterkirche damals bestenfalls der Seitenflügel gegenüber der Orgel gut besetzt war, drängen sich jetzt auch im Hauptschiff auf den Kirchenbänken die Zuhörer, und einige Dutzend Spät-Ankömmlinge mussten mit den Klappstühlen vorlieb nehmen, die glücklicherweise in großer Anzahl zur Verfügung standen. Auf 300 bis 400 Personen schätzt Organisator Wolfgang Valerius die Besucherzahl und schreibt die grandiose Resonanz auch dem prominenten Gast Stephen Cleobury aus dem britischen Cambridge zu.
Das ist wahrscheinlich nur ein Grund. Nach Angaben von Valerius sind die insgesamt sieben Konzerte im diesjährigen Himmeroder Orgelzyklus mit durchweg 300 Besuchern bestens ausgestattet. Offenbar haben die Orgelfreunde aus der Region, aber auch von entfernten Wohnorten die reizvolle, ganz unverwechselbare Stimmung dieser Abtei im Salmtal entdeckt. Auch bei Organisten haben sich die Vorzüge des Instruments längst herumgesprochen. Sogar ein angesehener Musiker wie Cleobury reist eigens aus Großbritannien an und kehrt gegen Abend via Luxemburg-Findel zurück ins Vereinigte Königreich.
Stephen Cleobury leitet seit 35 Jahren den berühmten Chor des "King's College" zu Cambridge und gehört damit zu den Chorleitern mit weitweitem Renommee. Auf der Himmeroder Orgel fesseln vom ersten Akkord an Cleoburys technische Souveränität, seine Klang-Sensibilität und sein stilistisches Feingefühl. Schon der erste, vollstimmige Abschnitt im Kopfsatz der Edward-Elgar Sonate op. 28 bringt etwas Exemplarisches mit. Cleobury findet genau die Balance zwischen heftiger Virtuosität und unterkühlter Distanz. Der Organist hört sich auf die Musik ein, ohne sich darin zu verlieren. Sogar die Kompositionen von Purcell und Couperin, für die Orgel und Kirchenakustik in Himmerod nicht ideal sind, gewinnen einen sorgsam austarierten, spielerischen Klangreiz. Eindringlich, wie Cleobury in der dichten, versponnenen Struktur von Frank Bridges Adagio Intimität beschwört und dann das Werk zu einem klangmächtigen Abschluss entwickelt. Und wie viel religiöse Versenkung strahlt Messiaens "banquet celeste" (das himmlische Mahl) aus!
In Bachs großem Präludium und Fuge h-Moll verzichtet der Organist auf größere Klangwechsel und gibt dem Werk Strenge und Gewalt zugleich mit. Und César Francks a-Moll-Choral entfaltet in Cleoburys gradlinigem, von religiösem Pathos freiem Musizierstil, eine Kraft und Deutlichkeit, die rundweg begeistern. Der Beifall unter den Besuchern hielt lange an, und in den Spendenkörben häuften sich die Euro-Scheine. Nach wie vor kommen die Himmeroder Konzerte ohne öffentliche Subventionen aus.
Weitere Orgelkonzerte am 30. Juli, 13. August, 27. August und 10. September jeweils 15 Uhr. Eintritt frei. Die traditionelle Himmeroder Zisterziensernacht findet statt am Samstag, 19. August, 20 Uhr. Informationen zu weiteren Veranstaltungen (insgesamt rund 40 pro Jahr) unter <%LINK auto="true" href="http://www.abteihimmerod.de" text="www.abteihimmerod.de" class="more"%>

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