Pathos ohne Süßlichkeiten

TRIER. Das zweite Pfingstkonzert vor der St. Matthiasbasilika war wieder Felix Mendelssohn Bartholdy gewidmet. Der strahlende Erfolg für den Spee Chor und das Städtische Orchester wurde leider von einigen Wermutstropfen getrübt.

 "Finsternis wird Licht" - das Motto des Pfingstkonzerts unter der Leitung von Martin Folz.Foto: Willi Speicher

"Finsternis wird Licht" - das Motto des Pfingstkonzerts unter der Leitung von Martin Folz.Foto: Willi Speicher

Die Konzeption des Pfingst- Open-Air vor der St. Matthias ist religiös ausgelegt und stand in diesem Jahr unter der Überschrift "Finsternis wird Licht". Martin Folz hat nicht nur eine gute Hand für Inszenierungen dieser Art, sondern auch ein subtiles Gespür dafür, musikalische Inhalte umzusetzen. So spannte sich über die Veranstaltung ein großer programmatischer Bogen, dessen Inhalt gleichsam eine Essenz der christlichen Lehre darstellte. Den Anfang machte die von Folz in Musik gefasste Einladung "Lass dich ein auf den Weg", gefolgt vom Oratorium "Christus", das als Opus 97 nur in Fragmenten überliefert ist. Beschließender Mittelpunkt des Konzertes war die Sinfonie-Kantate "Lobgesang", dem 1840 entstandenen Opus 52 von Mendelssohn. Folz hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die ganze innewohnende Pathetik der beiden Werke sichtbar und hörbar zu machen, hütete sich aber davor, in den Bereich des Süßlichen abzugleiten. Ein uneingeschränktes Kompliment muss man dem Städtischen Orchester machen, das unter dem klaren und deutlichen Dirigat überaus sauber und präzise agierte. Sehr engagiert setzten sie die Folzschen Klangvorstellungen um. Gleiches gilt für den Spee Chor, der seinem Chorleiter bedingungslos folgte. Bis nahezu zur letzten Note erlebte man einen höchst konzentrierten Klangkörper. Mit Angela Lösch (Mezzosopran) und vor allem dem Tenor Marc Dostert hatte Folz bei den Solisten eine sehr gute Wahl getroffen. Beide setzten klare Akzente, stellten ihre Stimmen ganz in den Dienst der Musik und schienen das Folzsche Verständnis der Werke zu ihrem eigenen gemacht zu haben. Eine absolute Fehlbesetzung hingegen war die Sopranistin Kathryn Krasovec. Ihr Hauptaugenmerk lag offensichtlich auf der Selbstdarstellung und nicht bei der Interpretation eines geistlichen Werkes. Da ihr Vibrato teilweise die angestrebten Töne nicht mehr erkennen ließ, war ihr Auftritt zum Scheitern verurteilt. Ein weiterer Wermutstropfen war die Tatsache, dass Folz den Orgelpart des Werkes, der von Mendelssohn als eminent wichtige Klangfarbe verwendet wird, an ein Keyboard übergeben hatte. Hier hätte es auch für eine Freiluftveranstaltung elektronische Lösungen gegeben, die nicht an einen Jammerkasten aus einem amerikanischen Kitschfilm erinnert hätten.

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