Paulinus und der Wille zum Widerstand

Mit Konstantin beginnt die Erfolgsgeschichte des Christentums. Wie ging es mit der Kirche weiter, wollte das Trierer Dommuseum wissen. Nicht nur gut, - wie die neue Ausstellung belegt.

 Den Streit zwischen Paulinus und Constantius zeigt das Deckengemälde in St. Paulin. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Den Streit zwischen Paulinus und Constantius zeigt das Deckengemälde in St. Paulin. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) Eigentlich war Freude angesagt, als Kaiser Konstantin 313 im Mailänder Toleranzedikt den Christen Religionsfreiheit garantierte. Die neue Freiheit hatte freilich ihre Tücken. Dem Kaiser und seinen Nachfolgern ging es nicht um Glaubensfreiheit im Sinne moderner Menschenrechtskonventionen und grundgesetzlicher Garantien, sondern um staatspolitische Interessen. Die allerhöchste Umarmung führte in die Abhängigkeit des Gottesgnadentums. Umgekehrt waren auch die Herrscher von Gottes Gnaden den Kirchenoberen nützlich. Nicht zuletzt verdankt sich der Allianz aus Staat und Kirche die christliche Prägung des alten Europas. Mit der konfliktreichen Stellung der Kirche zwischen Gewissen und Staatsräson befasst sich die Ausstellung im Trierer Dommuseum am Beispiel dreier Trierer Theologen. "Wir wollen für dieses hochaktuelle Thema sensibilisieren", sagt Museumsdirektor Winfried Weber, der Kurator der Schau. Im Mittelpunkt steht der wegen seiner Standhaftigkeit als Märtyrer verehrte Paulinus, der seit 346 Bischof von Trier war. Entgegen der kaiserlichen Vorgabe stellte er sich 353 beim Konzil in Arles hinter den Kirchenlehrer Athanasius. Nach Paulinus Tod 358 wurde sein Leichnam nach Trier überführt. Sein Sarg steht heute in der nach ihm benannten Kirche St. Paulin. Den Streit zwischen Kaiser und Bischof hat der Maler Christoph Thomas Scheffler dort in einem hoch dramatischen Deckenfresko dargestellt. Forscherglück war Weber auch diesmal beschert. So konnte er nachweisen, dass es sich in St. Paulin tatsächlich um den Originalsarg des Bischofs handelt. Für die modernen kirchlichen "Widerständler" steht der Trierer Bischof Matthias Eberhard, dessen Gewissen sich gleichermaßen weltlicher wie kirchlicher Obrigkeit widersetzte. So war er nicht bereit, dem Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit zuzustimmen. Seine unbeugsame Haltung im Kulturkampf mit Bismarck büßte er mit Gefängnis. Neben schriftlicher Denkanstöße gibt es einiges zu sehen, darunter zwei prachtvolle Reliquiare, wertvolle Beschläge des Paulinus-Sarges sowie die Büste von Bischof Eberhard und Dokumente zur Entstehung des "Paulinus".Bis 7. September. Mo - Sa 9-17 Uhr, So u. Feiertage 13-17 Uhr, Tel.: 0651 7105-255, www.museum.bistum-trier.de

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