Petrus lässt die Apostel nicht hängen

130 Chorsänger, 70 Orchestermusiker, ein halbes Dutzend illustre Solisten: Beim Pfingst-Open-Air auf dem Vorplatz der Abteikirche St. Matthias wird nicht gekleckert, es wird geklotzt. Das geht auch gar nicht anders, denn Edward Elgars Monumental-Oratorium "The Apostles" braucht die ganz große Besetzung.

 Der Vorplatz der Abtei St. Matthias in Trier ist eine stimmungsvolle Kulisse für Open-Air-Konzerte. Foto: Kulturbüro Trier

Der Vorplatz der Abtei St. Matthias in Trier ist eine stimmungsvolle Kulisse für Open-Air-Konzerte. Foto: Kulturbüro Trier

Trier. Es ist schon bemerkenswert, was da am Pfingstmontag alles zusammenkommt. Da wäre, zunächst, ein Werk über die Apostel, aufgeführt im Schatten einer Kirche, in der ein Apostel begraben liegt. Da ist die Symbolik förmlich mit Händen zu greifen. Da wären die Eröffnung der Moselfestwochen und die Kulturhauptstadt 2007, deren Zusammenwirken die ambitionierte Produktion überhaupt erst ermöglicht hat. Da wäre die Stadt Trier, die sich bei diesem Projekt ausnahmsweise selbst als Veranstalter mit reinhängt, und der Speechor mit seinem Chef Martin Folz, der die künstlerische Leitung übernimmt. Ach ja, eh es vergessen wird: Da sind ja auch noch die renommierte Rheinische Philharmonie aus Koblenz, der Tampere Philharmonic Choir aus Finnland, das Ensemble 85 aus dem Saarland sowie Solisten, die ihre Meriten bereits in Bayreuth, München, Wien oder Paris verdient haben.Lohnt sich dieser Aufwand? "Gar keine Frage", meint Martin Folz, der das Riesen-Projekt gemeinsam mit Carola Ehrt vom Europäischen Zentrum für Chorkultur organisiert. Das selten aufgeführte Werk von Elgar sei "derart begeisternd und bewegend", dass "alle, die wir gebeten haben mitzumachen, richtig Feuer und Flamme waren".Tatsächlich kennt man Edward Elgar hierzulande eher von seiner berühmten Hymne "Land of Hope and Glory", die alljährlich das Finale der "Last Night of the Proms" einleitet. "The Apostles" entdeckte, ausgerechnet, Pater Gregor, der Musik-Experte unter den "Mattheiser" Benediktinermönchen. Und weil die Brüder Wert darauf legen, dass bei den seltenen Konzerten in ihrer Abtei nicht "irgendwas" gespielt wird, bekam Elgars Oratorium über die Ernennung der zwölf Apostel den Zuschlag.Das ist fast zwei Jahre her, und seither arbeitet Martin Folz an der Umsetzung. Vor allem bei der Wahl der Solisten hatte er ein glückliches Händchen. So beschert das Konzert an Pfingsten den Trierern ein Wiedersehen mit Barbara Dobrzanska, deren Desdemona, Traviata oder Mimi dem Trierer Theater in den 90er-Jahren Glanzlichter aufsetzten - inzwischen ist sie Publikumsliebling in Karlsruhe. Comeback auch für Bass Nico Wouterse, der aus Dessau wieder mal an die Mosel zurückkehrt. Für die Paraderolle des Judas konnte Wagner-Legende Siegmund Nimsgern verpflichtet werden, der sich auf den Opern- und Konzertbühnen rar gemacht hat. Benoit Giaux hat an gleicher Stelle bereits den Elias gesungen, Klaus Schneider und Monique Simon sind international arrivierte Sänger. Fehlt eigentlich nur eins: Das passende Open-Air-Wetter. Kaum vorstellbar, dass Petrus ausgerechnet die Apostel im Regen stehen lässt. Open Air stehen 1800 Plätze zur Verfügung, die "Schönwetterkarten" gibt es für 20 Euro an der Abendkasse. Aber auch "Allwetterkarten" für drinnen und draußen sind im Vorverkauf noch zu haben. Termin: Montag, 28. Mai, 20.30 Uhr. Infos: www.moselfestwochen.de. Telefon 06531/3000.Kostenlose Werk-Einführung am Konzerttag um 16.30 Uhr in der Abteikirche.

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