Pogo mit dem kleinen Osterhasen

TRIER. Kinderwünsche standen im Mittelpunkt der beiden Konzerte, die Rolf Zuckowski gestern in der Arena gab. Das kindliche Publikum und die erwachsenen Begleiter erwiesen sich dabei als gleichermaßen mitsingfest.

Wolfgang Esser hat den Ernst der Lage erkannt: Eigenhändig eilt der Arena-Chef ins Erdgeschoss seiner Großraumhalle, um dort vor einer Umkleidekabine das Schild mit der Aufschrift "Schiedrichterzimmer" durch ein neues mit dem Schriftzug "Babywickelraum" zu ersetzen. Wenn Rolf Zuckowski kommt, ist Familientag angesagt. Da sind schon mal kleine Geschwisterchen dabei, die zwischendurch versorgt werden müssen. Die eigentlichen Fans sind meist schon aus dem Gröbsten raus - oder noch nicht wieder drin. Rolf Zuckowski ist der Zuständige für die musikalische Grundversorgung in der Zeit nach den Windeln und vor Viva. Das sachkundige Publikum kennt sein Repertoire hier in- und auswendig. Viele Titel werden zum offenen Singen mit Massen-Beteiligung. Was würden die Kindergärten und Musikschulen machen ohne den Mann mit der blauen Weste, dessen Umgang mit Kindern auf der Bühne ebenso frei von Peinlichkeit ist wie seine Lieder? Mit einer Mischung aus geschickter Planung und Spontanität schaffen es Zuckowski und sein "Wunschkonzert-Orchester" in Gestalt des Keyboarders Michael Gundlach, tatsächlich alle "Top Ten" der Abstimmungsliste des jungen Publikums zumindest anzuspielen. Daneben ist auch noch für "Zuruf-Wünsche" Platz. Und wenn gleich der erste Wunsch das Duo auf der Bühne überrascht, weil erstaunlicherweise ein ziemlich neuer Titel verlangt wird, singt Zuckowski notfalls auch schon mal a cappella. Immer wieder dürfen Kinder auf die Bühne, um bei ihren Lieblingstiteln selbst mitzusingen. Es herrscht reges Kommen und Gehen, locker organisiert von Mitarbeitern, die offensichtlich Erfahrung mit solch ungewöhnlichen Formen haben. Und wenn sich mal ein Kind auf die Bühne schleicht, das gar nicht vorgesehen war, findet der Sänger auch eine Lösung.Erstaunlich, was die Kleinen alles drauf haben

Erstaunlich, was die Kleinen alles drauf haben. Eine Sechsjährige, die ein komplettes, gar nicht so unkompliziertes Lied textsicher und mit ordentlicher Intonation ins Mikrofon schmettert, rührt selbst den Routinier Zuckowski. Bei der Jahreszeiten-Uhr und dem obligatorischen "Wie schön, dass du geboren bist" ist es weniger überraschend, dass die meisten Text und Melodie kennen. Der Publikumshit im Saal entspricht exakt dem Abstimmungsergebnis bei der TV-Leser-Aktion im Vorfeld: Die "Weihnachtsbäckerei" ist eindeutiger Favorit und wird nicht nur gesungen, sondern gleich bebildert. Langsam wird es schwer, die Kinder auf den Stühlen zu halten. Manchmal wünscht man sich, der Saal wäre etwas intimer als diese Riesen-Arena, deren Ränge trotz respektablem Publikumszuspruch ungemütliche Lücken aufweisen. Dann endlich, bei "Stupps, dem kleinen Osterhasen" dürfen alle nach Herzenslust vor der Bühne herumspringen, und tausend Kinder verwandeln die Freiflächen im Nu in ein Meer auf und ab wogender Körper, wie es jeden Pogo-Tänzer beim Punk-Konzert neidisch machen würde. Erstaunlicherweise finden alle ihren Platz wieder, und das Programm kann mit ruhigeren Tönen ausklingen. Schließlich steht am frühen Abend ein weiteres Konzert an. Und das wird, da ist Zuckowski sicher, "wieder ein völlig anderes".

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