Prächtiger Blick in den Himmel

Konstantin ist schon da. Ein bulgarisches Marmorrelief aus dem 6. Jahrhundert zeigt in der Alten Mühle der Abtei Himmerod den Kaiser zusammen mit seiner Mutter Helena. Pünktlich zum Thronjubiläum und vor Eröffnung der großen Konstantin-Schau verdeutlicht eine prachtvolle Schau von Ikonen, Paramenten und liturgischen Gefässen aus Bulgarien die gemeinsamen Wurzeln von Ost und West.

 Das Königstor stammt aus dem 17. Jahrhundert. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Das Königstor stammt aus dem 17. Jahrhundert. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Himmerod. "Beginne dein Werk nicht einfältig und in den Tag hinein, sondern in Gottesfurcht und Frömmigkeit", heißt es in einem alten Handbuch der Ikonenmalerei vom berühmten Berg Athos. Tatsächlich sind die goldgrundigen Bilder der orthodoxen Kirche weit mehr als die Illustration von Glaubenswelt und biblischer Geschichte. Als "Fenster zum Himmel" öffnen sie den Blick auf himmlische Herrlichkeit und Verheißung. Auch wenn die von diesseitigen Malern geschaffenen Gottes- und Heiligenbilder die Zeitgewänder und Stilmittel ihrer Epoche aufnehmen, sind dennoch die Szenen und Personen nicht von dieser Welt. Als "Körper des Geistes" stehen die typisierten und auf Umrisse und Binnenzeichnung reduzierten Darstellungen für die weltüberwindende Wirklichkeit des Glaubens. Als Andachtsbilder und wundertätige Heilsbringer wurden die geistlichen Bilder verehrt und wertvoll ausgestattet. Im Gold ihres Hintergrundes erstrahlte der Glanz Gottes den orthodoxen Christen der Ostkirche. Die bulgarischen Ikonen aus dem 14. bis 19. Jahrhundert, die in Himmerod zu sehen sind, taten freilich noch andere Dienste. Als geistliche Beistände leisteten sie Hilfe bei der Verteidigung des christlichen Glaubens gegen die islamische Fremdherrschaft der Türken. Zum Großreich Konstantins, der das Christentum zur Staatsreligion erhob, gehörte dereinst das bulgarische Reich. "Wir verbinden das unvergleichliche Engagement des Kaisers auch mit der Geschichte Bulgariens, besonders in den Anfängen der bulgarischen Kirche und mit dem Schrifttum und der Kultur des Landes", betont Nikola Hadjiev. Der Direktor des Museums der Bulgarischen Orthodoxen Kirche in Sofia hat die Kirchenschätze, von denen viele zum ersten Mal außer Landes gehen, nach Himmerod begleitet. Dass die Gemeinsamkeiten zwischen Ost- und Westchristen groß sind, bestätigt auch Abt Bruno Fromme.Künstler sind in Volkskunst verwurzelt

Den größten Teil der Himmeroder Ausstellung bilden seltene und prächtige Ikonen, die gleichermaßen vom großen Können bulgarischer Ikonenmaler zeigen wie von ihrer festen Verwurzelung in der Volkskunst. Die meisten stammen aus dem Gebiet am Schwarzen Meer und aus Südbulgarien. Eines der wertvollsten Exponate ist die doppelseitige Ikone aus dem 14. Jahrhundert, die auf der einen Seite die Gottesmutter mit Kind in stolzer wegweisender Pose zeigt. Bis 3. Juni, Abtei Himmerod, Museum Alte Mühle Di - Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr, Tel.: 06575/9513 55

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