Präsente, Talente und Experimente

TRIER/BERNKASTEL-KUES. Mit einem Paket von knapp 60 Konzerten gehen die Moselfestwochen in ihre 20. Spielzeit. Zum 1000. Konzert kommt im Juni mit Justus Frantz der gleiche Künstler, der das Festival 1985 mit seinem Auftritt im Kloster Machern aus der Taufe hob.

Wenn Hermann Lewen - wie dieser Tage bei der Kulturkonferenz der Region - mit anderen Festspiel-Intendanten spricht, bekommt sein Blick oft eine schmerzliche Note. Da war der Sponsoring-Geschäftsführer des Musikfestivals Schleswig-Holstein angereist und erzählte vom 25-köpfigen hauptamtlichen Mitarbeiterstab, der die 120 Veranstaltungen organisiert. Wenn Lewen die Köpfe seiner Mitarbeiter zählt, kommt er gerade auf zweieinhalb. Fürs Sponsoren-Kneten ist der Intendant in Personalunion zuständig, der Pressereferent schleppt Stühle, und der Marketingleiter installiert Mikrophone. 2,5 Stellen für 60 Konzerte - da lächelt der Kollege aus dem Norden mild. Um so erstaunlicher, was die Moselfestwochen auch für 2007 wieder aufgeboten haben. Nicht nur zahlenmäßig. Die Namen können sich sehen und hören lassen. Mit Justus Frantz, Dieter Hildebrandt, Roger Willemsen, Götz Alsmann, Dominique Horwitz kommt reichlich deutsche Prominenz, und mit Martin Stadtfeld, Lauma Skride, dem Tanglewood Festival Chorus und dem Artemis-Quartett gastieren Weltklasse-Solisten und -Ensembles zwischen Trier und Bernkastel. Dazu kommen hoch gehandelte Geheimtipps wie die Wiener "Mnozil Brass", der "Chanticleer"-Chor aus Kanada oder die lettische Organistin Iveta Apkalna. Auch die Zusammenarbeit mit den großen Chören der Region schlägt sich deutlicher als je zuvor im Programm nieder, häufig unter dem Signet der Kulturhauptstadt 2007: Da glänzt der Spee-Chor mit der Open-Air-Aufführung von Elgars "The Apostles" in St. Matthias, der Konzertchor führt die Musik der Trierer Kurfürsten auf und lässt im Amphitheater Orffs "Carmina Burana" szenisch lebendig werden, und der Bach-Chor zelebriert in der Basilika Beethovens "Missa Solemnis" mit der Rheinischen Philharmonie. Auch Neues wird ausprobiert: Eine "lange Nacht der alten Musik" beispielsweise, mit Wandelkonzerten in Basilika und Palais. Oder ein "A-capella-Open-Air" im Palais-Innenhof. Unübersehbar, dass Trier als Veranstaltungsort eine steigende Rolle spielt. Das hat mit der Umstrukturierung bei der Trägerschaft der Moselfestwochen zu tun, die früher bei der Stadt Bernkastel-Kues lag. Nun bildet die Moselland-Touristik das Dach, und damit sind auch die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg im Boot, wenn es um Organisation und Finanzierung geht. Da braucht der Intendant auf lokale Mittelmosel-Befindlichkeiten nicht mehr so viel Rücksicht zu nehmen und kann da hin gehen, wo auch das meiste Publikum wartet. Auch finanziell konnte Intendant Lewen bei der Programm-Präsentation Erfreuliches vermelden: Das Land Rheinland-Pfalz legt mit 160 000 Euro noch eine Schippe drauf, und mit JTI gibt es einen neuen Hauptsponsor.

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