Präzise wie ein Uhrwerk

TRIER. (gkl) Zum Abschluss der diesjährigen Saison hatte die Kammermusikalische Vereinigung das Wiener Klaviertrio nach Trier geladen. Das Ergebnis war ein Abend, der einen einsamen Höhepunkt darstellte.

40 Lenze zählt noch keiner von den Dreien, der jüngste gar noch keine 30. Und trotzdem lieferte das Wiener Klaviertrio im Kurfürstlichen Palais seinem Publikum einen Kammermusikabend, der an Reife und Können nichts zu wünschen übrig ließ. Es war ein erlesener Abschluss für eine ohnehin sehr gelungene Saison. Die internationale Reputation, die der Pianist Stefan Mendl, Wolfgang Redik (Violine) und der Cellist Matthias Gedler als Benjamin des Trios genießen, macht ein besonderes Erwähnen der ausgereiften Technik der Musiker nahezu überflüssig. Da sitzt einfach jeder Ton, Läufe jagen über das Griffbrett respektive über die Klaviatur mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. Faszinierender aber als die Virtuosität waren die Pianopassagen, gleichgültig ob bei Joseph Haydns D-Dur Trio (Hob. XV:24), Ludwig van Beethovens Trio in Es-Dur, Opus 1 Nr. 1, oder Franz Schuberts Opus 99 in B-Dur.Hier konnte man ein Piano erleben, das tatsächlich diese Bezeichnung verdiente. Gehaucht und zerbrechlich, gewagt und riskant - aber trotz allem unumstößlich und kein zweifelndes Hinterfragen duldend. War die Technik eine Säule, auf der das Konzert ruhte, gab es noch zwei weitere, die den Erfolg sicherten. Zum einen das tief greifende Verständnis der geschriebenen Noten, das Hinabtauchen in die musikalischen Inhalte. In jedem Werk wurde die persönliche Handschrift des Komponisten deutlich. Beethoven kam frech und launig daher, Haydn ein wenig kantig, während Schubert mit sehr viel Gefühl aufwarten konnte.Die dritte Säule war die unverwechselbare Identität, die das Trio den Werken verlieh. So wie man es in Trier gehört hat, können die Kompositionen nur durch das Wiener Klaviertrio erklingen. Durchdacht und verstanden, versehen mit einem eigenen Charakter. Kann man mehr erwarten?

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