Pure Spielfreude

TRIER. Mehr als 1300 Gäste zollten den Ikonen des deutschen Swing ihren Tribut. Der TV präsentierte Max Greger, Hugo Strasser und Paul Kuhn in der Trier-Arena.

Drei Männer stehen für ein halbes Jahrhundert deutsche Musikgeschichte: Paul Kuhn, Max Greger und Hugo Strasser. Diese Ikonen zu erleben, ist für jeden Jazz-Freund eigentlich ein Muss. Die drei Herren sind zwar zwischen 78 und 85 Jahre alt - haben aber nichts von ihrer Spielfreude und Kraft eingebüßt. Und wer denkt, dass nur das Mittelalter solch ein Konzert besucht, liegt falsch. Auch junge Jazz-Fans strömten zum Konzert in der Trier-Arena, das der Trierische Volksfreund präsentiert hatte. Die "Swing-Legenden" haben längst Kult-Status."Ich freue mich unbändig, dass ich in Trier zur Besichtigung freigegeben bin," erzählt Max Greger mit bayerisch-rollendem-R-Akzent und erntet viele Lacher, besonders beim älteren Publikum. Aber Altertümer sind die drei noch lange nicht.

Greger, Strasser, Kuhn legen an diesem Abend eine Punktlandung hin, die das Publikum mit stehenden Ovationen honoriert. Nicht nur die Künstler verbeugen sich am Ende des Konzerts, sondern auch das Publikum mit seinem rauschenden Beifall, der Respekt vor der Leistung dieses Trios zeigt.

Wie schaffen es drei ältere Herren in einem Alter, in dem manche keinen Spaß mehr am Leben haben, dermaßen zu beeindrucken?

Es liegt an der enormen Spielfreude, die ihren Ursprung in der Geschichte der drei Legenden hat. Max Greger bringt es in der Moderation zwischen den Titeln auf den Punkt: "Der Krieg war damals zu Ende und wir durften endlich spielen, was verboten war: "Sentimental Journey".

Alle drei gingen während der Nazizeit in die Schule, mussten ihre Lieblingsmusik beim Feindsender unter der Bettdecke hören. Wer damals dabei erwischt wurde, musste mit der Todesstrafe rechnen. Wer dann endlich nach dem Krieg das spielen konnte, an dem er Freude hatte, war hoch motiviert und weiß diese künstlerische Freiheit ein Leben lang zu schätzen.

Eine Freiheit, über die sich die Pop-Star-Generation keine Gedanken machen muss, es aber vielleicht tun sollte. Die drei Jazzer haben sich auch Unterstützung auf die Bühne geholt. Da ist die SWR-Bigband, die druckvoll-routiniert spielt und überraschende Soli bietet.

Und einen weiteren Trumpf haben die Legenden im Ärmel. Die "New York Voices", ein Gesangs-Quartett mit Lauren Kinhan, Daron Meade, Kim Nazarian und Peter Eldridge, das bewährte Klassiker des Swing und Jazz im Repertoire hat und aus dem Stand heraus für Stimmung sorgt.

Das Programm bietet einen munteren Wechsel. "Fly me to the moon" singt Paul Kuhn meisterhaft - überzeugender hätte es Frankieboy Sinatra auch nicht machen können. Auch bei "Without a song" zeigt "Paulchen", dass er immer noch den langen Atem hat.

Mit dem selbst komponierten Titel "Braziliana" bringt Kuhn das Publikum in Wallung.

Schwungvolle lateinamerikanische Rhythmen sorgen für wippende Füße - und es hätte keinen gewundert, wenn sich das eine oder andere tanzende Pärchen gefunden hätte.

Mit Klassikern von Duke Ellington, Louis Armstrong oder Glenn Miller zeigen Strasser und Greger meisterhaftes Klarinetten- und Saxofonspiel. Einer der Höhepunkte der SWR-Bigband ist das Stück "Big noise from Winnetka", bei dem Kontrabassist Decebal Badila und Schlagzeuger Jörg Gebhardt zwei spannende Soli spielen.

Auch die berühmte Ballade von "Meckie Messer" durfte nicht fehlen, ebenso wie "Amazing Grace", mit dem das Konzert nach rund zweieinhalb Stunden endet.

Ob Swing mit seinen Interpreten ausstirbt, mögen sich Skeptiker fragen - Wohl kaum. Der Abend mit den drei Legenden war der Beweis dafürt.

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