Quietscheentchen und andere Killer

Trier · Zurück dorthin, wo alles angefangen hat: Die immens erfolgreiche Impro-Show Theatersport ist in der Tufa richtig groß geworden. Zum "Zehnjährigen" - und dem nahenden Ende der Reihe - ging\'s zurück ins Theater, ins ausverkaufte Große Haus.

 Jubeln schon vor dem Sieg: Hier feiern sich die Shakespeare Moselsharks bei der Theatersport-Jubiläumsshow (von links: Christian Miedreich, Judith Kriebel, Tim Olrik Stöneberg). TV-Foto: Andreas Feichtner

Jubeln schon vor dem Sieg: Hier feiern sich die Shakespeare Moselsharks bei der Theatersport-Jubiläumsshow (von links: Christian Miedreich, Judith Kriebel, Tim Olrik Stöneberg). TV-Foto: Andreas Feichtner

Foto: (g_kultur

Trier. Die Gefahr lauert überall. Nur ein entspanntes Bad nehmen, den tristen Alltag wegschäumen? Hört sich harmlos an, man duscht ja nicht im Bates-Motel. Aber Sekunden später beginnt der Todeskampf, eindringlich auf die Bühne gebracht von Alexander Ourth: Tod durch Quietscheentchen. Das ist im realen Leben ein durchaus zu vernachlässigendes Risiko. Bei Theatersport gehört es aber schon zu den naheliegenderen Killer-Werkzeugen. Denn das Publikum bestimmt im Theater Trier beim Bühnentod-Spiel die Waffen - per Zuruf. Auch Ourths Gegenspieler, Tim Olrik Stöneberg, stirbt kurz darauf im Badezimmer. Die Zahnbürste. Immer schön aufpassen.
So morbide ist die Improvisationsshow natürlich nicht immer. Es wird viel mehr gelacht als gestorben. Das war schon so, als das Format vor zehn Jahren im Theater Premiere hatte. Damals mit Spielleiter Volker Quandt, und nur vor ein paar Dutzend Zuschauern in den lichten Reihen. Intendant Gerhard Weber, der damals erst ein paar Monate in Trier war, schlug den Location-Wechsel in die Tufa vor. Die Kooperation stellte sich als Glücksgriff heraus. Daraus wurde die erfolgreichste Produktion der Weber-Ära. Die meisten Vorstellungen in der Tufa (in der Regel einmal im Monat) waren ausverkauft. Am 23. Mai (Tufa) steht die vorerst letzte Theatersport-Vorstellung an. Worum es eigentlich geht, außer Singen, Tanzen, Sterben auf Zuruf? Die Regeln muss Schiedsrichter und Spielleiter Klaus-Michael Nix nur noch im Schnelldurchlauf erklären. Schließlich kennen die meisten das Konzept seit Jahren, einige im Publikum tragen Fanshirts. Auch im ehrwürdigen Großen Haus, warum nicht?
Zwei dreiköpfige Teams treten gegeneinander an: die Shakespeare Moselsharks in der blauen Ecke (Judith Kriebel, Christian Miedreich, Tim Olrik Stöneberg) gegen die DramaTigers Trier in Rot (Barbara Ullmann, Jan Brunhoeber, Alexander Ourth). Bei der Jubiläumsshow werden sie unterstützt von Gästen wie den früheren Theatersport-Mitstreitern Christoph Bangerter und Ingo Paulick, die längst nicht mehr in Trier sind, sowie von Karin Pütz und Hannah Swoboda ("sponTat"). Nach jeder Runde entscheidet das Publikum per roter oder blauer Karte, welches Team überzeugender war.
An den einzelnen Spielen des vom britischen Dramaturgen Keith Johnstone übernommenen Konzepts änderte sich über die Jahre wenig - das macht aber nichts. In Echtzeit spontane Mini-Opern oder Musicals texten und singen, in Szene gesetzt von Christoph Günschmann am Keyboard? Das ist kein Problem für die Ensemblemitglieder. Oder beim Spiel "Wachsen und Schrumpfen" gedanklich zwischen Spielcasino, Pommesbude, Palastgarten (sauwer Trierer Platt: Karin Pütz), Kanalisation und Schule changieren? Auch Spontaneität lässt sich erlernen. Angst vorm Hänger? Ist nur was für Anfänger.
Am Ende siegen die Mosel sharks mit 26:25. Weil Nix beim Stand von 25:15 für die DramaTigers und noch zehn zu vergebenen Punkten vor dem letzten Spiel kein Unentschieden wollte und elf Punkte vergab. Eigentlich schade. Eine Verlängerung hätte man sich auch nach knapp drei Stunden Impro-Dauerfeuer gerne noch angeschaut!

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