Radikal persönlich

TRIER. Comeback für eine Institution der Trierer Musik-Szene: Heinrich Thiel kehrt, fast ein Jahrzehnt nach "Sir Henry", mit einer neuen Formation auf die Bühne zurück. Die Musik-Auswahl und das Konzept von "Heinrich – In 8 Takten um die Welt" sind radikal persönlich.

Stimm-Akrobat, Arrangeur, Pianist, Jazzer, Klassik-Kenner, Entertainer: Heinrich Thiel hat viele Talente. Vor allem hat der mittlerweile 41-Jährige einen eigenen Kopf. In eine Schablone pressen ließ er sich ohnehin nie. Aber mit seinem neuen Projekt "Heinrich - In 8 Takten um die Welt" wird er so persönlich wie noch nie - nicht nur dem Namen nach.Kein inhaltlich roter Faden

Für das Repertoire hat der Vollblut-Musiker alles querbeet ausgesucht, was ihm ganz besonders am Herzen liegt. Das geht von Country ("Ring of fire") über Beatles ("Drive my car") und Folk ("Havana Gila") bis Oper ("Nessun dorma"). Auch amerikanische Musical-Klassiker dürfen nicht fehlen, so wenig wie Filmmusik ("Brazil”) und Perlen der Pop-Musik ("Those were the days”). Einen inhaltlichen roten Faden sucht man, zumindest auf den ersten Blick, vergeblich. Das einzige verbindende Moment ist der ganz persönliche Geschmack von Heinrich Thiel. Er hat sämtliche Titel neu arrangiert und für eine fünfköpfige Band aufbereitet, die sich eigens für dieses Projekt zusammen geschlossen hat. Thiel ist begeistert von den vier jungen Musikern aus der Mannheimer Szene, die mit ihm das Wagnis eingegangen sind, ein unkonventionelles Programm aufzulegen. Axel Müller (sax), Philipp Zdebel (drums), Sebastian Klose (bass) und Erik Jünge (guit) spielen sonst unter dem Namen "Da Blueth" zusammen und bringen reiche Erfahrungen von Jazz über Rock und Cover bis hin zu Punk mit. Sie werden sie auch brauchen, angesichts der komplexen Musik, die Heinrich Thiel geschrieben hat. Knapp ein Jahr hat er an den Arrangements gearbeitet, enthalten seien aber "streng genommen 25 Jahre musikalische Erfahrungen". Da fließt Klassik mit ein, 12-Ton-Musik, Blue Notes, aber auch satter Pop. Ist der gebürtige Kordeler ein Kämpfer wider musikalische Grenzen? Na ja, "ein bisschen missionarischen Eifer" gesteht er schon ein. Kein Eintritt, sondern "Austritt"

Zu dem übliche Schablonen sprengenden Konzept passt, dass das Konzert in der Tufa keinen Eintritt kostet, sondern "Austritt". Jeder Besucher könne am Ende der Vorstellung selber entscheiden, "was ihm die Sache wert war". Natürlich dürfe auch eine Rolle spielen, "was sich jeder leisten kann". Für Heinrich Thiel ist das "so was wie eine kulturpolitische Maßnahme". Wobei sich die Band selbstbewusst darauf verlässt, "dass die Leute unsere Arbeit letztlich auch honorieren werden". Am Programm des Abends jedenfalls dürfte es nicht liegen. Sogar Volkslieder gehören ins Repertoire. "Du liegst mir im Herzen" ist einer von Thiels Lieblingstiteln, und für "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" hat der Albers- und Rühmann-Fan einen Ehrenplatz reserviert. Getreu seinem Motto "Uns ist nichts heilig - oder alles." Tuchfabrik, 8. Oktober, 20 Uhr, großer Saal.

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