"Rassismus gibt es überall"

LOS ANGELES. Was der Mann anpackt, hat Erfolg. Will Smith erntete 1987 mit dem Song "Parents just don't understand" den ersten Grammy für eine Rap-Single. Seine Fernseh-Serie "Prinz von Bel Air" war weltweit ein Quotenhit. Sein neuer Film, der Science Fiction-Reißer "I, Robot", kommt heute in die Kinos.

Sie wirken stets in großen Sommerfilmen mit. Suchen Sie sich Ihre Projekte entsprechend aus?Smith: Naja, diese Sommerfilme funktionieren nach bestimmten Mustern. Wenn man also in einem Film mitmacht, der im Juli herauskommt, dann muss man sich klar sein darüber, dass es eine Menge harte Konkurrenz geben wird. Man braucht einen Mainstream-Film, der global funktioniert und jugendfrei ist. Und er muss klasse Spezialeffekte enthalten. Die größten Kassenhits aller Zeiten sind alles Effektfilme. Es lag also auf der Hand, dass "I, Robot" im sommerlichen Blockbuster-Geschäft mitmischen wird. Gab es gewisse Herausforderungen mit der Rolle des Detektivs Spooner?Smith: Durchaus, schließlich darf ich auch mal weinen, und das habe ich bislang nur in "Staatsfeind Nr. 1" leisten müssen. Abgesehen davon aber ist diese Figur mit zahlreichen inneren Konflikten und Verwundungen ausgestattet, was schon eine Herausforderung war. Normalerweise spiele ich ja den Happy Man, der seinen Spaß hat. Insofern bin ich sehr froh, dass eine etwas komplexere Figur auch mal in einem Sommer-Blockbuster auftreten darf. Die Arbeit mit Regisseur Alex Proyas verlief in diesem Punkt reibungslos? Smith: Absolut, er hat mich auch ständig ermahnt, dass ich mich zurückhalte. Bloß nicht zu viel machen. Von Hause aus bin ich ja eher komödiantisch veranlagt. Im Film deutet sich eine Romanze zwischen Ihnen und der von Bridget Moynahan gespielten Wissenschaftlerin an, die eine Weiße ist. Es bleibt aber bei Andeutungen. Warum?Smith: Nun, Alex Proyas ist ein totaler Science Fiction-Fan. Für ihn ist in diesem Genre kein Platz für Schnulzigkeit. Meiner Ansicht nach sollte der Held in einem Sommer-Blockbuster am Ende auch das Mädchen küssen dürfen. Aber für Alex wäre das nicht mehr Sci-Fi gewesen. Es wäre nicht mehr wahrhaftig gewesen. Es lag also kein Fall von innerer Zensur oder unterschwelligem Rassismus vor?Smith: Aber nein, denn wir hätten bei dieser Art Film leicht mit romantischen Elementen aufwarten können. Da wäre uns keiner böse gewesen. Sind Sie denn schon mit Rassismus konfrontiert worden? Smith: Klar, es gab und gibt immer und überall Rassismus oder Sexismus. Das vergeht wohl nie. Wieweit spüren Sie das im Filmgeschäft? Smith: Naja, gemeinhin sind die Chefs der großen Filmstudios allesamt Weiße. Also lassen sie Geschichten entwickeln, mit denen sie was anfangen können. Die kennen keine Leute wie mich. Also kaufen sie keine Geschichten über Schwarze ein. Das ist eine klare Situation. Es liegt nun an mir, diese Leute mit einer Geschichte zu überzeugen, in der auch Schwarze eine tragende Rolle spielen. Und dass diese Geschichte dann besser funktioniert als jene, die ursprünglich vorgesehen war. Das Gespräch führt unser Mitarbeiter Uwe Mies.

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