Reise in die Vergangenheit

TRIER. Auf rund 40 Jahre Geschichte kann die britische Rock-Band Barclay James Harvest zurückblicken. Auf der Sommerbühne des Trierer Exhauses begeisterte sie rund 300 Fans.

Ein sommerlicher Abend, blauer Himmel, Schatten spendende Bäume: Die Exhaus-Sommerbühne in Trier ist eben nicht nur "Bühne", sondern bietet auch die passende Atmosphäre für das so genannte gemütliche Beisammensein. Und so gemütlich und ungezwungen ist auch das Konzert von Barclay James Harvest, das der Trierische Volksfreund präsentiert. Die Band hat sich in den späten 60er Jahren gegründet und ist mit einem orchestral geprägten Stil bekannt geworden. Harmonische Klangteppiche und häufiger Einsatz von Synthesizern prägen den Sound der Band, der sich im "Progressive Rock" einordnen lässt und in ihrem Genre Formationen wie "Genesis", "Alan Parsons" oder "Pink Floyd" zu ihren Nachbarn zählen kann. Der Fluss der Träume trennte die Songwriter

Nach dem Album "River of Dreams" (1997) trennten sich die Wege der beiden Songwriter Les Holroyd und John Lees. Damit hat sich Barclay James Harvest gewissermaßen geclont. Während Holroyd "seinen Teil" der Band, zu dem auch der 2004 verstorbene Schlagzeuger Pritchard gehörte, unter dem Namen "Barclay James Harvest featuring Les Holroyd" weiterführte, nannte Lees seine Fraktion "BJH through the eyes of John Lees". Les Holroyd ist es, der in Trier Station macht. Im Gepäck hat er neben aktuellen Songs auch eine Menge Nostalgisches. Lieder, die vor rund 20 Jahren auf der berühmt-berüchtigten Samstag-Abend-Fete der "Anti-Disko-Mafia" im Exzellenzhaus liefen. Damals hätte es wohl kaum einer für möglich gehalten, dass diese Band einmal live zu hören ist. Nach 20 Jahren ist es aber soweit. "Life is for living" lässt jenes Gefühl wieder aufleben, das viele Fans in den 80er Jahren erlebten, als sie kurz vor dem Schulabschluss standen und vielleicht ihr erstes Rendezvous hatten. Der Hit war 1980 in den Top Ten in Deutschland und in der Schweiz vertreten und gilt als am meisten verkaufte Single-Auskopplung. Musik zum Träumen, die zwar poppig-süß ist, es aber schafft, den Absturz ins Kitschige zu vermeiden. Das weiß auch der inzwischen 57-jährige Les Holroyd, der souverän den Bass spielt und mit seiner eindringlichen Stimme Hits singt, die in den 70er und 80er Jahren in vielen Radiosendern gespielt wurden. Ein Augenzwinkern kann er sich nicht verkneifen, als er beobachtet, dass die Fans schon am ersten Akkord erkennen, welche Klassiker zu hören sind, und eifrig mitsingen und klatschen. Keine hektischen Tänze, kein Gegröle, sondern gepflegtes Beisammensein und Mitwippen zu eingängigen Pop-Melodien. Krönendes Finale des Abends: Der Ohrwum "Hymn", zu dem Les Holroyd die akustische Gitarre spielt. Ein musikalischer Sommer-Abend, vielleicht ein wenig zu gemütlich.

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