Reizvolle Erweiterungen im Trierer Musik-Programm

Generalmusikdirektor (GMD) Victor Puhl hat die Programme der Sinfoniekonzerte in Trier konzipiert, die am Donnerstag, 28. August, beginnen. Unser Redakteur Martin Möller sprach darüber mit dem GMD und Musikdramaturg Peter Larsen.

 Peter Larsen. TV-Foto: Martin Möller

Peter Larsen. TV-Foto: Martin Möller

 Victor Puhl. TV-Foto: Dieter Lintz

Victor Puhl. TV-Foto: Dieter Lintz

Trier. (mö) Die Sinfoniekonzerte der neuen Saison sind anders als gewohnt: französischer, impressionistischer, internationaler. Ob das dem Publikum gefällt? Generalmusikdirektor Victor Puhl und Musikdramaturg Peter Larsen beziehen dazu Position.

Herr Puhl, Herr Dr. Larsen: Ein Sinfoniekonzert zum Start der Trierer Ära Victor Puhl mit Musik von Britten, Lalo, Debussy und Mussorgsky/Ravel, also ohne einen Komponisten aus dem deutschen Sprachraum. Verprellen Sie da nicht das Publikum?

Puhl: Ich selber bin Franzose, in Metz geboren. Und ich möchte dem Trierer Publikum zum Beginn meiner Tätigkeit auch etwas von der französischen Musikkultur vermitteln. Gerade mit Edouard Lalo steht ja auch ein Komponist auf dem Programm, der künstlerisch eine starke Affinität zu Deutschland hatte.

Dann frage ich mal weiter: Ein Jahresprogramm ohne Haydn und Mozart, ohne Mendelssohn und Schumann, ohne Bruckner und Brahms, aber auch ohne Schönberg und die deutsche Avantgarde der 1970er Jahre - wen wollen Sie in Trier damit erreichen?

Puhl: Ich, weiß, dass in der Vergangenheit die Trierer Sinfoniekonzerte stark vom deutschen Repertoire geprägt wurden. Aber ich möchte da einen neuen Akzent setzen.

Larsen: Wir erhoffen uns einen Neustart mit frischem Wind. Das Programm hat eine europäische Dimension und noch mehr: auch einen globalen Aspekt - und zwar nicht nur in den "Weltmusik"-Konzerten, die wir ebenfalls anbieten. Denken Sie an das Bandoneon-Konzert von Astor Piazzolla im 6. Sinfoniekonzert, oder an das Konzert für Bambusflöte des Chinesen Guo Wen Jing im 7. Konzert. Auch Giovanni Bottesinis Konzert für zwei Kontrabässe und die Schwedischen Tänze von Max Bruch sind ja reizvolle Erweiterungen des traditionellen Konzertrepertoires.

Die Zahl der grauen Köpfe hat ja unter den Besuchern der Sinfoniekonzerte stark zugenommen. Was tun Sie, um den Trend umzukehren?

Puhl: Wir müssen auf ein breites Publikum zielen. Wir müssen die Studenten in Trier stärker für unsere Konzerte interessieren. Wir bieten auch darum die "Weltmusik"-Veranstaltungen an. Die sollen nicht nur einen exotischen Akzent setzen, sondern zu einer echten Befruchtung des Traditionsrepertoires führen. Nur so werden sie erfolgreich. In den Sinfoniekonzerten muss die Balance zwischen Bekanntem und Unbekanntem stimmen. Und schließlich - das ist der dritte Punkt - haben wir junge, viel versprechende Solisten engagiert, zum Beispiel im 1. Sinfoniekonzert meinen Landsmann, den Geiger Lyonel Schmit.

Ein Generalmusikdirektor tritt immer mit künstlerischen Verbesserungsplänen an. Was sind die Stärken des Trierer Philharmonischen Orchesters? Und in welchen Bereichen wollen Sie mit dem Orchester arbeiten?

Puhl: Ich habe bisher mit dem Philharmonischen Orchester ja noch wenig geprobt. Was aber feststeht: Wir haben direkt mit Registerproben angefangen, d. h., ich probiere mit den einzelnen Orchestergruppen separat. Damit lassen sich Stärken besser erkennen und Schwächen effektiver beseitigen.

Das Orchester hat ja auch stilistische Defizite: Alte Musik vor 1750 oder auch Vor- und Frühklassik. Wie wollen Sie die beheben?

Puhl: Man muss ja sehen: Den Trierer Orchestermusikern wird eine hohe Flexibilität abverlangt - heute Operette, morgen Sinfoniekonzert, übermorgen vielleicht große Oper. Aber wir werden uns in der übernächsten Spielzeit sicher auch wieder Haydn und Mozart zuwenden. Alles lässt sich bei acht Sinfoniekonzerten eben nicht realisieren.

Larsen: Franz Brochhagen hat ja mit "Alcina" und "Dardanus" gezeigt, dass das Orchester sehr wohl barocke Musik stimmig umsetzen kann. Bei Vor- und Frühklassik werden wir in Zukunft ebenfalls neue Wege zu gehen haben.

Generalmusikdirektoren hatten in der Vergangenheit auch akustische Veränderungen geplant. Zum Beispiel die Konzertmuschel unter Lutz Herbig oder die Stoffbespannung am Geländer zwischen Orchestergraben und Zuschauerraum bei István Dénes. Was planen Sie?

Puhl: Ich werde die Konzertmuschel genau anschauen - da gibt es vielleicht noch ein akustisches Potenzial. Ob es sonst noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, weiß ich noch nicht.

Herr Puhl, Sie haben ja die Verbindung zu Metz wieder hergestellt, und die Kooperation ist sicherlich erfreulich. Nur: Welche künstlerischen Motive sprechen dafür?

Puhl. Die Orchestermusiker beider Klangkörper haben die Möglichkeit, mindestens einmal in der Spielzeit ein ganz großes Projekt mitzutragen. Das ist ein großer Motivationsschub. Auch für die übernächste Saison habe ich da schon Ideen.

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