Retrospektive eines Rebellen

Der Trierer Künstler KD Kallenbach wird Ende August 75 Jahre alt. In der Trierer Tufa hat der Rebell einst mit juryfreien Ausstellungen Furore gemacht, nun ist eine Auswahl seiner Bilder dort zu sehen.

Trier. Kunst am Bau, vor allem damit hat sich KD (Klaus Dieter) Kallenbach in der Region einen Namen gemacht. Nach seinem Examen als Architektur-Designer und Farbberater an der hiesigen Werkkunstschule 1962 hat er unzählige Gebäude in Trier und Umgebung im Sinne einer Verbindung von Schmuck und Funktion künstlerisch ausgestaltet. Einige Beispiele sind das Berufsschulzentrum, das Gebäude der Stadtwerke oder das Lehrschwimmbecken des Stadtbads in Trier.

Auch die Tufa ziert seit 1995 eine seiner Arbeiten. Es ist die Aluminiumplastik an der Fassade rechts neben dem Treppenhaus, die in Form und Farbigkeit die Vielfalt des Kulturzentrums symbolisiert. In der Tufa ist nun auch eine andere Seite Kallenbachs zu erleben, die des freien Künstlers, der nie gezielt für den Verkauf produziert hat. Für rund eine Woche zeigt er eine Auswahl von Gemälden aus den vergangenen 25 Jahren. Es sind meist großformatige Arbeiten in leuchtender Farbigkeit, die in ihrer Kombination aus grafischen Strukturen und gegenständlichen Elementen teils wie Vexierbilder angelegt sind und ironisch-kritische Aussagen haben. Da versteckt sich Karl Marx auf dem Kopf stehend hinter einem Leistungssportler oder ein Hammer- und Sichel-Emblem hinter dem Mercedes-Stern.

"Witzig, wenn man so davor sitzt - man wundert sich, dass man das gemacht hat", schmunzelt Kallenbach. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass er seine Bilder, deren Kernthema er als "Der Mensch" betitelt, wieder an Ausstellungswänden betrachtet. Seit 2006 die Stadtwerke im Gebäude an der Ostallee seine Kunst übertünchten, ist es ruhig um den Künstler geworden. "Wenn man älter wird, nimmt man Dinge nicht mehr so ernst und weiß auch, dass man manches nicht ändern kann", sinniert er.

Kunstszene umgekrempelt



Trotzdem ist der streitbare Geist noch wach, mit dem er sich ebenfalls in der Region profiliert hat. Zum Beispiel als Rebell, der aus Zorn gegenüber einem als borniert empfundenen Selektionsverhalten der Gesellschaft für Bildende Kunst 1987 die erste "Juryfreie Ausstellung" in der Trierer Tufa initiierte. Und der damit die Kunstszene der Stadt umkrempelte. Kunstakademie-Gründer Erich Krämer sei damals der Widerpart gewesen, den er brauchte. "Seit er nicht mehr da ist, ist in Trier nichts mehr los".

Mangels Streitpartner macht Kallenbach sein gespanntes Verhältnis zum etablierten Kunstbetrieb mit sich selbst aus. Er geht dabei so weit, dass er sagt: "Ich würde diesen Beruf nie wieder ergreifen". Es handele sich um ein Metier, das schwer zu fassen sei. Wolle man Erfolg haben, müsse man zum Lügner werden, weil man sich ständig neuen Prioritäten und Wertigkeiten anzupassen habe. Auch diese Sichtweise ist dem Älterwerden geschuldet, das für Kallenbach den Nachteil der Vergänglichkeit, aber auch den Vorteil einer Freiheit hat: "Ich kann mich jetzt korrigieren, wenn man jung ist, muss man an sich glauben, und daran, dass man alles richtig macht".

Beim Betrachten seiner Arbeiten kommt jedoch auch zutage, womit er im Reinen ist: "Mir gefällt, dass ich immer etwas Neues versucht habe".

Extra

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. August, KD Kallenbachs Geburtstag, täglich von 11 bis 17 Uhr in der Tufa zu sehen. Finissage am 29. August, 11 Uhr (nicht wie angekündigt 19 Uhr).

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