Rhythmen des Sommers

TRIER. Mit einem Konzert auf musikalisch hohem Niveau eröffnete die Bigband des Conservatoire National de Région de Metz das 13. Jazz-im-Brunnenhof-Festival. Getrübt wurde die Freude durch eine zeitgleich nur wenige Meter entfernt stattfindende Live-Musik-Veranstaltung.

Zum dreizehnten Mal präsentieren das Kulturbüro der Stadt Trier und der Jazzklub EuroCore in diesem Jahr musikalische Vielfalt der Großregion Saar-Lor-Lux beim Festival "Jazz im Brunnenhof". Den Auftakt der Donnerstags-Konzerte im Telekom-Innenhof machte die Bigband des Metzer Konservatoriums unter Leitung des Trompeters Claude Mirandola. Mit sanftem, von Percussion getragenem Groove stimmte sie stilistisch auf den ersten Teil ihres Programms ein, das schwerpunktmäßig aus Latin-Rhythmen bestand, zum Beispiel "Sonidos De La Calle" von Lars Halle oder "Dejame Sonar" von Tito Puente. Dazwischen mixten sich jazzige und cool swingende Passagen, lau wie das umgebende Sommerabendlüftchen. Die Band spielte auf handwerklich hohen Niveau mit stimmigen Bläsersätzen und gekonnten Soli, vor allem des Tenorsaxophonisten Mathieux Durmarque. Durchgängig setzte auch Percussionist Emmanuel Rack klanglich belebende Akzente. Und doch fehlte zunächst der Biss. Das änderte sich aber, als Sängerin Jeanette Curta mit wunderbarer Latin-Stimme, mit Temperament und dem richtigen Hüftschwung Fiesta- und Salsa-Stimmung verbreitete. Eine gelungene Überleitung zum zweiten Teil und Höhepunkt des Abends, der unter Regie eines französischen "Stars", des international renommierten Komponisten und Multi-Instrumentalisten Stan Laferrière aus Paris stand. Er hatte Themen aus Filmmusiken für die Band arrangiert. Ein kreatives Musikerlebnis mit Pep, nicht nur was den Anspruch der Stücke betraf. In "A bicyclette" von Francis Lay zum Beispiel musste die Band schwierige Rhythmus- und Tempowechsel meistern, was ihr mühelos gelang. Pfiffige Schluss-Arrangements, die schräge Töne förmlich regnen ließen, oder auch die Verfremdungen bekannter Themen begeisterten das Publikum. Laferrière forderte beharrlich die solistischen Fähigkeiten der Musiker heraus, stellte dazu an Keyboard und Gitarre auch seine eigenen unter Beweis. Zum grandiosen Schluss sang er im Duett mit der glänzenden Jeanette Curta, von der man gerne mehr gehört hätte. Doch ein Ärgernis trübte sowohl der eigens aus Paris Angereisten, der Band aus Triers Partnerstadt, dem zahlenden Publikum und den Veranstaltern des vor Monaten geplanten und genehmigten Konzertes die Freude im Telekom-Innenhof: Auf dem Kornmarkt, nur wenige Meter Luftlinie entfernt, spielte zeitgleich, umsonst und ziemlich laut eine Dixieland-Band. Unglückliche Rahmenbedingungen für ein Traditionsfestival und Aushängeschild des städtischen Kulturlebens!

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