Rhythmus trifft japanische Präzision

Trier · Während sich Tausende Menschen in der Region auf den Karneval vorbereiten, erlebten am Sonntagabend rund 1000 Zuschauer in der Arena Trier, wie es in Japan klingt, "wenn dat Trömmelche jeht". Ein 16-köpfiges Ensemble zeigte die hohe Trommelkunst in Verbindung mit präzisen Kampfbewegungen.

Trier. Zwei zierliche Frauen in langen weißen Gewändern stehen mit dem Rücken zum Publikum auf der Bühne. Sie beginnen, die zwei riesigen Trommeln vor sich mit dicken Stöcken zu bearbeiten. Erst zaghaft, dann immer heftiger, immer schneller. Fast sieht es aus, als prügelten sie auf zwei Tore ein, um hereingelassen zu werden. Als sie fertig sind, traut sich ein paar Sekunden lang niemand im Publikum zu klatschen - dann wird das Licht gelöscht, und endlich setzt begeisterter Applaus ein.
Zwei Stunden lang haben die 16 Künstler der Trommelshow "Tao" am Sonntagabend die rund 1000 Zuschauer in der Arena Trier immer wieder zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Kaum jemand hält es auf seinem Stuhl, als etwa wenige Minuten nach den zwei Trommlerinnen die Bühne von 13 wild aussehenden Männern gestürmt wird, furchteinflößenden Samurai-Kämpfern mit nackten Oberkörpern und grimmigem Gesichtsausdruck. Sie umkreisen sich und führen eine Art tänzerischen Kampf auf.
Wer ein zweistündiges meditatives Trommeln erwartet hatte, ist bei dieser Veranstaltung definitiv falsch. Die Zuschauer müssen aktiv werden, die Trommler fordern sie mehrfach auf, mitzuklatschen. Fast so etwas wie Sambafeeling macht sich in der Halle breit. Und wenn zwei Trommler es schaffen, wie ein ganzer Zug Fastnachtsmusiker zu klingen, möchte man fast auf die Idee kommen, die Jungs auf den Rosenmontagszug einzuladen.
Zwischendurch gibt es aber auch sanfte Töne, die vornehmlich von den drei weiblichen Ensemblemitgliedern erzeugt werden. Neben Flöten und dem gitarreähnlichen Shamisen haben die Künstler auch japanische Zithern im Gepäck. Bei exotischen Gesangseinlagen und ästhetischer Akrobatik beweisen sie, dass sie nicht nur die im Durchmesser bis zu 1,70 Meter großen Trommeln perfekt beherrschen. Die Präzision, mit der es zehn Menschen gelingt, exakt im selben Augenblick die Trommel zu schlagen und sie wie eine einzige klingen zu lassen, ist beeindruckend. Und musikalisch wie körperlich eine Herausforderung. Spätestens als vier der Künstler mit dem Rücken zum Publikum in einer Art Sit-up-Position mit baseballschlägerdicken Trommelstöcken auf ihre Instrumente einschlagen, bekommt jeder in der Arena einen Eindruck davon, wie diese gut definierten Muskeln bei den Trommlern entstanden sind.
Nach zwei Stunden applaudiert stehend ein restlos begeistertes Publikum, das die Künstler erst nach einer fulminanten Zugabe entlässt.

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