Rock, Reime, Rhythmus

TRIER. Tausende Worte, ratternde Beats: "The Roots" aus Philadelphia spielte unter dem Prädikat "Organic HipHop" auf "richtigen" Instrumenten. Den Habitus von Rappern verkörperten Frontmann Black Thought und "The Roots" eher als die Zuschauer, die vor ihnen hüpften, jubelten und mit den Köpfen nickten.

 Kommen ohne Platten aus: "The Roots".Foto: Oliver Ruf

Kommen ohne Platten aus: "The Roots".Foto: Oliver Ruf

Die Wände, denen gegenüber die Bühne aufgebaut wurde, sind völlig verziert: Bunte Buchstaben, Strichmännchen, kryptische Zeichen schmücken das Gemäuer. "Tags" nennen die Sprayer ihre verschlungenen Zeichen, "Graffiti" heißt diese Kunst landläufig. Es war eine richtige Entscheidung, den Auftritt der berühmten HipHop-Formation "The Roots" in dieser Stätte der Jugend-Subkultur zu veranstalten. Graffiti, Basketball und HipHop bilden ja gerade seit jeher eine verschworene Einheit. Doch am Geschmack der Fans hat sich mittlerweile manches geändert: Schirmmützen werden seltener getragen und schon gar nicht mehr verkehrt herum auf dem Kopf. Die Musiker schauen dagegen um so originaler aus: Rapper Black Thought (Tariq Trotter) hält das Mikro meist senkrecht an die Lippen, während er mit dem anderen Arm über die Menge zeigt. Ein Handtuch ist um seine Schultern geschlungen und das Shirt, das er trägt, ist ein par Nummern zu groß. "The Roots" gelten als Vertreter der "alten" HipHop-Schule. Dabei hat die Crew aus Philadelphia einst jenen HipHop regelrecht revolutioniert. Sonst auf zwei Plattentellern oder per Computer produziert, spielten "The Roots" plötzlich auf Instrumenten - ja, verzichteten sogar gänzlich darauf, die Songs an die Nadel zu legen. Dabei war dieses Konzept nur aus der Not geboren worden, hatte Black Thought am Anfang doch schlicht und ergreifend kein Geld für teures Equipment zur Verfügung.Eine Menge Jazz ist auch darunter

Ahmir Khalib "?uestlove" Thompson setzte sich ans Schlagzeug, Leon "Hub" Hubbard zupfte fortan die Bass-Saiten. "The Roots" ("Die Wurzeln") machten nun mit einem Klangbild Furore, das neben trockenen Beats auch markige Melodien bieten konnte. Die Nummer "You got me" wurde zum Beispiel ein Welthit. Sie fabrizierten international gewürdigte Alben wie "Do You Want More" (1994), oder "Illadelph/Halflife" (1996) und schließlich "Phrenology", die aktuelle Platte. Auf der Bühne in Trier zeigen sich "The Roots" denn auch mit rasierten Köpfen und werben für ihre Musik mit dem Prädikat "Organic HipHop". Lebendig ist besonders ihr Angebot: Tausende von Wörtern, gerappt und gesungen, und zahllose Beats, die zwischen Rock, Popp, Soul, Blues, Reggae und Klassik rattern. Eine Menge Jazz ist ebenfalls darunter, beispielsweise in "The Next Movement". Fulminant etwa das zehnminütige Kunststück der "Phrenology", "Water". Crossover-Qualitäten außerdem bei Stücken wie "The Seed" oder "Break You Off". Neben den solistischen Einlagen sind es überwiegend die musikalischen Zitate - von Jimi Hendrix, LL Cool J oder "Outcast" -, die das Publikum zu frenetischer Begeisterung veranlassen. ´ Nur die Kürze des Konzerts (ein Deejay hatte anstelle einer Vorband aufgelegt, "The Roots" geben keine Zugabe) trübt am Ende die Stimmung.

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