Rock in Sphären-Klängen

5000 Besucher kamen am Sonntag zum "Terres rouges"-Open Air ins luxemburgische Esch. Sie erlebten ein breites musikalisches Spektrum, aus dem der Headliner "OneRepublic" herausragte und die finnische Rockband "Sunrise Avenue" überzeugte.

Esch/Alzette. In Luxemburg hat man ein Händchen fürs Ambiente. Ein hübscher, von Bäumen umsäumter Platz über den Dächern der Stadt, eine attraktive Bühne in Form einer Konzert-Muschel, dazu eine luxuriöse Großleinwand, obwohl keiner der Besucher weiter als 30 Meter von den Bühne entfernt steht: Da kann man nicht meckern.

Und dann gibt es im nachmittäglichen Vorprogramm mit "Eternal Tango" eine einheimische Band, die musikalisch einige der folgenden großen Namen locker abhängt. Saftiger Sound, witzige Live-Show, pfiffiger, eigenständiger Rock: Es spielt nicht viel in der Großregion, was mit den Luxemburgern konkurrieren könnte.

Da sehen die jugendlichen "Killerpilze" mit ihrem brav-rebellischen Hardrock der frühen 70er fast ein bisschen alt aus.

Massiver Wolkenbruch



Aber sie haben es auch nicht leicht, dezimiert doch ein massiver Wolkenbruch ihr Publikum auf gut 200 Teenie-Fans, die mit schrillen Jubel-Tönen dem Starkregen um so tapferer trotzen.

Um einiges erwachsener kommen die Hamburger "Revolverhelden" daher, weit härter und prägnanter als ihre Radio-Hits wie "Mit dir chillen" oder "Untertrennlich", die trotzdem ebenso wenig fehlen dürfen wie ihre EM-Hymne. Skurril, dass auch die Luxemburger das "Fußballwunder" auswendig können - obwohl bei ihnen doch ein einziger Länderspielpunkt schon einem Wunder gleich käme.

Revolverheld ist ein ideales "warm up" für die rockigen Klang-Gewitter, die am Abend "Sunrise Avenue" erzeugt. Ihr Opener "Rising sun", bislang noch nicht auf CD zu haben, könnte ein Markenzeichen des finnischen Quintetts werden - nicht nur des Namens wegen. Der Rock aus Skandinavien klingt eher amerikanisch, dank des üppigen Soundteppichs vom Keyboard. Die Melodien sind eingängig, nicht unbedingt fantasievoll, aber sie gehen in die Beine.

Vor allem aber sind Sänger Samu Haber und seine Kollegen echte Bühnen-Tiere. Spätestens bei "Destiny" zeigt sich trotz zunehmender Kälte entfesselte Spielfreude on stage. Man erlaubt sich zwischendurch mal gerne einen Jux mit Britney Spears, Oasis, AC/DC oder Rihanna, nimmt auch eigene Titel wie den Superhit "Fairytale gone bad" auf die Schippe. Am Ende tanzt der ganze Platz, endlich klappt's auch mit der Vip-Tribüne. Kein leichter Job danach für OneRepublic. Tags zuvor hat man einen Auftritt vor 100 000 Zuschauern beim gigantischen Donauinsel-Festival in Wien kurzfristig platzen lassen, aber im kleinen Esch sind Ryan Tedder und seine Instrumentalisten schlichtweg blendend drauf - musikalisch wie mental.

Das Klangbild der Band ist sensationell gut. Dass Tedder ein exzellenter Songschreiber ist, weiß man spätestens seit "Apologize" oder dem für Leona Lewis geschriebenen "Bleeding love". Aber die komplexen, spannenden und innovativen Arrangements, das Zurückgreifen auf Instrumente wie Cello und Xylophon, die fast an Klassik erinnernde Vielschichtigkeit lassen "OneRepublic" als eine der derzeit innovativsten Rockbands der Welt erscheinen. Dazu kommt Tedders brillanter Gesang, der sich traumhaft sicher in Höhen-Sphären bewegt, wie man ihn sonst allenfalls bei Jon Anderson (Yes) oder Morten Harket (a-ha) zu hören bekam. Am Ende ein hochzufriedenes Publikum, das für einen bescheidenen Preis von 33 Euro ein gut organisiertes und am Ende bemerkenswert spannendes Festival miterleben durfte.

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