Rock ins Rote

Gute Shows, wenige Zuschauer: Nur rund 2500 Zuschauer haben den Auftakt des zweitägigen Red-Rock-Festivals in der Rockhal Esch miterlebt. Der hatte es musikalisch allerdings in sich.

Esch/Alzette. (AF) Hundeblick, Hände flehend ins Publikum gestreckt. Dann die Faust geballt. Nicht aus Mut, sondern Verzweiflung. Aus ein paar Metern Entfernung erinnert Keane-Sänger Tom Chaplin an - Verzeihung! - Alexander Klaws, damals in der Motto-Show. Für diejenigen, denen "Alexander Klaws" nun gar nichts sagt: herzlichen Glückwunsch!Die Gesten-Ähnlichkeit fällt zwar auf. Fair ist der Vergleich aber sicher nicht - denn musikalisch spielt das britische Trio schon in einer anderen Liga. Die Gitarren-Verweigerer Keane (nur bei "Your Eyes Open" wird eine Akustikgitarre ausgepackt) sind eine sehr gute Live-Band, auch wenn Chaplin das Pathos gerne in der Maxi-Packung mag und das eine oder andere Stück zu glatt ist. Bei den anderen Top-Acts des ersten RR-Abends wird glücklicherweise nicht an Dieter Bohlens Nachwuchs erinnert. Die Kaiser Chiefs sind partyerprobt - Sänger Ricky Wilson lässt sich in der gerade mal halbvollen "Rockhal" auf den Händen der Fans tragen und singt dann, mitten im Publikum, auf den Schultern eines Fans sitzend, weiter. Das macht er öfters - aber ein publikumsverbindender Effekt ist es allemal.

Gemischtes Publikum

Der Headliner Faithless ist live mit seiner Mischung aus Dance, Rock und Pop immer noch unverwechselbar und sehr unterhaltsam. Ein Garant für volle Hallen sind Maxi Jazz und Mitstreiter aber längst nicht mehr. Dafür gibt es für die Fans sehr tanzbare Erinnerungen. Die größten Erfolge "Insomnia ("I can't get no sleep") und "God is a DJ" werden bereits früh gespielt und euphorisch gefeiert.

Während vor zwei Wochen beim wesentlich besser besuchten Rock-A-Field-Festival die Schüler-Fraktion klar in der Mehrheit war, ist das Publikum bei "Red Rock" stark gemischt - alles da: von schwarz bemantelten Gothic-Fans über schreiende 14-Jährige bis zu zwei wippenden Endfünfzigern, die El-Arenal-gestählten Kampftrinkern bei "Keane" ehrfüchtige Stille beibringen wollen. Die Mehrzahl ist aber zwischen 20 und 40 Jahren alt.

Das Festival war dabei als Open Air vor der Rockhal geplant. Dabei war es eine verständliche Entscheidung, das quasi offizielle Rock-Festival im Rahmen des Kulturhauptstadt-Jahres in die Halle zu verlegen - auch wenn die versprochene Hochöfen-Bühnen-Kulisse dadurch auf der Strecke blieb.

Das Open-Air-Areal war für 12 000 Leute ausgelegt. Das hätte dann richtig trist ausgesehen. Auch wenn sich der Regen ausnahmsweise mal zurückhielt.

Ein Bericht vom zweiten Red-Rock-Tag mit Placebo & Co. folgt.

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