Römische Badefreuden

TRIER. Einigkeit macht Denkmäler stark: In einer Gemeinschaftsleistung von Land und Archäologischer Trier-Kommission soll das Unesco-Weltkulturerbe Barbarathermen auf den neusten Stand gebracht werden.

Der Anblick ist schaurig. Ein scheinbar undurchdringlicher Haufen an Putz, geborstenen Platten und Ziegelresten füllt das gemauerte Geviert. Wo es sich einst die alten Römer gut gehen ließen, sieht es jetzt aus wie auf einem ungeräumten Trümmergrundstück. Dabei ist die Vergangenheit der Trümmer illustrer. Die zweitgrößte Badeanlage im römischen Reich waren einst die Trierer Barbarathermen, zu denen die jammervollen Reste gehören. Viel hatten die im 2. Jahrhundert nach Christus gebauten Thermen im Laufe der Zeit zu erleiden. Mit dem Einsturz des Bodens des Hauptbeckens erreichte der Verfall der Anlage einen neuerlichen Höhepunkt. Jetzt soll dem Badepalast von einst, der inzwischen zum Weltkulturerbe gehört, geholfen werden. In einer konzertierten Aktion wollen das Land Rheinland-Pfalz und die Archäologische Trier-Kommission den weiteren Verfall stoppen und ein neues Präsentationskonzept erarbeiten, das es auch unerfahrenen Besuchern erlaubt, sich den römischen Badebetrieb vorzustellen. Spannend wird es manchmal auch im Detail. So kann der Kölner Experte Gundolf Precht anhand der Bruchstücke des Schwimmbad-Bodens nachweisen, dass schon zu römischer Zeit Ausbesserungsarbeiten erfolgt sind. Aber: "Für Laien ist die Ruine so nicht zu begreifen", bemängelt Siegmar von Schnurbein, der Vorsitzende der Kommission. Bis der Besucher allerdings - zumindest vorstellungsmäßig - in den Genuss römischer Badefreuden kommt, bleibt noch viel zu tun. "Die Mauern sind erheblich beschädigt", stellt Schnurbein fest. Und sein Kollege Dodt, der mit der Bestandsaufnahme beauftragt ist, bestätigt: "Der Substanzverlust ist groß, noch 30 bis 40 Prozent Originalsubstanz ist sichtbar". Die werden fürs erste auf die übliche Weise gesichert, also mit Dächern versehen oder nach der Befundung wieder zugeschüttet. Wie eine Konservierung und Restaurierung der Ruinen aussehen könnte, die wissenschaftlichen, denkmalpflegerischen und touristischen Ansprüchen genügt, soll ein internationaler Workshop erarbeiten, den der Trierer Architekturprofessor Spital-Frenking mit seinem Fachbereich Denkmalpflege zum Wintersemester an der Trierer Fachhochschule ausrichtet. Eingeladen sind dazu so renommierte Universitäten wie die ETH Zürich oder die RWTH Aachen, aber auch die FH Koblenz. Die Ergebnisse des Arbeitstreffens sollen als Grundlage für einen späteren Architektenwettbewerb dienen. Bei aller Eintracht im Vorgehen: Wenn's ums Geld geht, werden die Auskünfte schon nebulöser. Ein Projekt in zweistelliger Millionenhöhe werde die Sanierung der Thermen sicher, heißt es beim Land. Bislang hat Mainzer erste 250 000 Euro für die Bestandsaufnahme zur Verfügung gestellt.

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