Roland Baisch in der Tufa: Ein herrlicher Blödsinn

Trier · Trier (now) Noch ist der Abend jung und die Bühne aufgeräumt, als Tufa-Geschäftsführerin Teneka Beckers bekanntgibt, dass "Gitarrengenie" Frank Wekenmann erkrankt sei - doch Roland Baisch hat für Ersatz gesorgt: Otto Kuhnle, das schwäbische "Allroundgenie", soll die Show retten. Es gibt kein Gemurre im Publikum, keiner der rund 20 Besucher verlässt den Saal und wird sich nach dem Auftritt von Baisch und Kuhnle für seine Standhaftigkeit gratuliert haben.

 Roland Baisch (rechts) und Otto Kuhnle bei der Arbeit. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Roland Baisch (rechts) und Otto Kuhnle bei der Arbeit. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Foto: Vladi Nowakowski (now) ("TV-Upload Nowakowski"

Denn was da in den kommenden eineinhalb Stunden geschieht, ist kein Trostpflaster, es ist ein heißer Rundumschlag.
Baisch, der in seiner Biografie angibt, eines seiner Hobbys neben Schwimmen und Radfahren sei das Stürzen faschistischer Diktaturen, behauptet, er habe sich in einem sensationellen Selbstversuch vom jungen Mann zum reifen Entertainer umwandeln lassen, dem grauen Star. Kuhnle lässt sich nach eigener Aussage auch von eindeutigen Angeboten schwerreicher Witwen nicht davon abhalten, seinen Blödsinn auf den Bühnen dieser Welt zu verbreiten.
Und so geschieht es: Unsäglich schmalzige Schlager werden bösartig zerpflückt ("Ich bau dir ein Zelt aus weißem Leinen und brauche keine Abspannleinen), Günter Oettinger als Nasal-Terrorist enttarnt und Stuttgarter Gangsta-Rappern die Daseinsberechtigung entzogen. Nacheinander kommen ein Baumarkt-Alphorn (aus grauen Abflussrohren), ein durchgeknallter indischer Guru namens Mahatma Gaudi und ein bodenlos belangloser gespielter Witz, der in einer Arztpraxis spielt und einzig und allein deshalb im Programm ist, weil Baisch die Gelegenheit erhält, die Hose herunterzulassen.
All das ist herrlicher Blödsinn, doch dahinter steckt sehr solides Handwerk gewürzt mit einfachen und gerade deshalb genialen Ideen. Und so geht es einfach weiter: über eine furchtbar schlechte Zaubernummer, in der sich Kuhnle, aufreizend tänzelnd, sagenhafte fünf Tischtennisbälle in den Mund stopft, bis zu einer akrobatisch anspruchsvollen, aber gleichzeitig zwerchfellerschütternden Laubbläser-Performance und einer Handtuch-Schlacht mit dem Publikum als Höhepunkt der Show.
Eineinhalb Stunden Unsinn vom Feinsten haben Chaos auf der Bühne und Lachkrämpfe in Serie verursacht - Roland Baisch und Otto Kuhnle sei es gedankt.

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