Romantik, Träume, Sehnsucht

TRIER. Es gibt Spatzen, die pfeifen von Dächern. Und es gibt solche aus Kastelruth, die füllen Großraumhallen und zaubern mit ihrer Musik Glanz in die Augen mehrerer tausend Zuhörer.

Aus Südtirol stammen die sieben Musiker um Sänger Norbert Rier, die ihre Heimat als Kastelruther Spatzen zum Markenzeichen gemacht haben. In Lederhosen und Trachtenwesten stehen sie auf der Bühne, singen von der schönen Bergwelt und menschlichen Gefühlen, die vor grandioser Alpenkulisse eine tiefere Dimension bekommen. Damit erobern sie seit Jahren die Herzen treuer Fans, die kaum eine Gelegenheit zum Konzertbesuch auslassen. "Wir waren neulich in Saarbrücken, davor auf der Loreley", erzählt eine Besucherin begei-stert. "Und jetzt freuen wir uns, dass wir mal nicht so weit fahren müssen, dass die Spatzen hier bei uns spielen." Auf mancher Bluse prangen Anstecker, die vom Besuch des "Spatzenfe-stes" in Kastelruth zeugen. Doch nicht nur dort, auch in der nüchternen Atmosphäre der bis auf den letzten Platz gefüllten Trierer Großraumhalle entfaltet die Musik ihre Wirkung. Jubel aus jungen und reiferen Kehlen begrüßt schon den er-sten Ton, viele singen oder klatschen mit. "Unter Freunden zu sein ist Heimat", singt Norbert Rier und erntet begeisterten Applaus. Dann folgt "Jedes Abendrot ist ein Gebet". "Ooh", seufzen Stimmen im Hintergrund, und schon bald legt sich träumerischer Glanz auf die Augen überwiegend weiblicher Fans. Sie haben die Spatzen besonders in ihr Herz geschlossen und überhäufen die Band mit Blumen und Geschenken. Kein Wunder, denn in den eingängigen Liedern geht es um romantische Liebe, Sehnsucht, Beständigkeit, kurz, all das, wovon Menschen gerade in unsicheren Zeiten träumen. Vor allem ermuntern die Texte zum Optimismus: "Du stehst wieder auf...", "Ich bin stark, denn meinen Traum verliere ich nie...". "Viele lehnen die Musik ja ab, vielleicht weil das modern ist", sagt ein Besucher, "aber im letzten Winkel seines Herzens würde mancher bestimmt gerne zugeben, dass ihn das anspricht." Bei aller Inbrunst der Lieder wirkt der eigentliche Vortrag zunächst etwas distanziert. Vor einem minimalistischen Bühnenbild aus einer farbig angestrahlten Leinwand wird Hit für Hit vorgespielt. Professionell zwar, aber weitgehend ohne persönliche Ansprache des Publikums. Lebendiger wird das Konzert erst, als der Sänger versehentlich einen falschen Text anstimmt. Dabei entsteht eine Nummer ähnlich dem bekannten Elvis-Stück, in dem Gelächter den Gesang ablöst. Heiterkeit breitet sich im Publikum aus, danach wird geschunkelt, dass die Halle einem schlingernden Luxusdampfer gleicht. Ein Herr, der die Dame seines Herzens wie im gerade erklungenen Lied glücklich machen will, geleitet diese vor die Bühne zu ihren Stars und löst damit ein grandioses Finale aus. Immer mehr Zuschauer eilen vor die Bühne, wiegen sich im Takt, tanzen und klatschen. "Superstimmung", schwärmt eine Besucherin. "Hoffentlich kommen die Spatzen nächstes Jahr wieder. Dann sind wir auf jeden Fall dabei".

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