Rosa Streifen am Horizont

TRIER. Die Finanzierung der kommenden Spielzeit beim Theater Trier ist immer noch ungeklärt. Die Etatlücke von 200 000 Euro aufgrund tariflicher Lohnerhöhungen besteht nach wie vor, die Verwaltung arbeitet heftig an Lösungsvorschlägen.

Wenn dem Intendanten zu mulmig wird, geht er zu seinem Publikum. Heinz Lukas-Kindermann nutzte kürzlich die Uraufführung der Gurlitt-Ausgrabung "Nordische Ballade", um sich vor (fast) vollem Haus die Sorgen um den Etat seines Hauses von der Seele zu reden. Man wisse noch nicht, wie es nach der Sommerpause weitergehe, bekannte der Theatermacher und deutete dabei unmerklich mit der Rechten auf die andere Seite des Augus- tinerhofs, Richtung Rathaus.Dort hatte man vor einigen Wochen entdeckt, dass die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst, die auch den Mitarbeitern des Theaters zustehen, in der Haushaltsplanung nicht berücksichtigt worden waren. Warum, darüber gibt es bis heute keine klare Auskunft. Klar aber war die Anweisung an den Intendanten, das Geld irgendwo einzusparen. Erteilt wurde sie über Verwaltungs-Chef Werner Reichert, der als Amtsleiter der Stadt die Finanzen des Theaters kontrolliert.Lukas-Kindermann ging auf die Barrikaden: Für die laufende Spielzeit 2002/2003 sei längst alles verplant, und in den ersten Monaten der neuen Saison sei es schlechthin unmöglich, eine solche Summe einzusparen - selbst mit konzertanten Opernaufführungen und drastisch reduzierten Bühnenbildern.Seither rauchen im Theater und beim Kulturdezernat nicht nur die Köpfe. Die Kommunikation beschränkt sich weitgehend auf Schriftverkehr - auch wenn die Büros nur durch eine Wand getrennt sind. Man gibt sich wortkarg, auch gegenüber der Presse. Die Stadt sei bemüht, das Problem zu lösen, teilte etwa Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink mit. Es scheine "sich abzuzeichnen, dass wir etwas tun können", so seine vorsichtige Prognose. Es gebe "einen rosaroten Streifen am Horizont", mehr könne man im Moment nicht sagen, sonst gefährde man die mögliche Lösung.Den Stadtratsfraktionen ist das unterdessen zu wenig. SPD-Kulturexpertin Dorette Klopp hat das Thema auf die Tagesordnung der heutigen Kulturausschuss-Sitzung setzen lassen. Wie die Lücke zustandegekommen ist, ist ihr "schleierhaft". Der Finanzbedarf sei "einfach nicht in den Etat eingearbeitet worden". Für den Grünen Gerd Dahm ein klarer "verwaltungsinterner Fehler". Hermann Kleber (UBM) sieht die Sache selbstkritischer: Verwaltung, Rat und Theaterleitung seien "gemeinsam schuld", habe man doch bei der Beschlussfassung "vergessen, der Verwaltung den Auftrag zu geben, das Budget entsprechend anzupassen.Bei allen Fraktionen ist Bereitschaft erkennbar, nachzubessern, wenn möglich aus "Haushaltsresten" der Verwaltung. Anderenfalls müsse der Dezernent eben einen Nachtragshaushalt vorlegen, sagt Dorette Klopp. Deutlich wird aber auch, dass alle Fraktionen erwarten, dass das Theater "absolut jede Möglichkeit nutzt, selber zu sparen" (Kleber).Unterdessen droht neues Ungemach. Denn das Land Rheinland-Pfalz hat nach TV -Informationen signalisiert, dass es nicht bereit ist, "seine" Hälfte an den Zusatzkosten zu übernehmen. Bislang gibt es eine seit Jahren praktizierte Absprache, nach der Mainz die Hälfte der ungedeckten Kosten des Trierer Theaters (also nach Abzug der Zuschauer-Einnahmen) übernimmt - die entscheidende Existenzgrundlage des Hauses.

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