Sängerglanz vom Olymp

KIEL. Franz Grundheber hat die übliche Pensionsgrenze schon hinter sich und glänzt doch mit einer bemerkenswerten Vitalität. Auf einer hörenswerten Neuaufnahme der späten Strauss-Oper "Die Liebe der Danae" ist er der Star.

Der Traum vom Gold kann zum Albtraum werden. Das erfährt auch der Eselstreiber Midas aus Lydien. Ihm schenkt Göttervater Jupiter erst die Gabe, alle Gegenstände ins Edelmetall zu Verwandeln, um ihn dann für seine erotischen Avancen einzuspannen. Unter den bissigen Kommentaren der ehemaligen Geliebten versucht sich Jupiter in Menschengestalt und schickt dabei Midas vor. Statt aber den Obergott anzuhimmeln, wirft Danae, die Tochter des bankrotten Königs Pollux, einen interessierten Blick auf den Boten, was nicht gerade zu göttlichem Wohlwollen führt. Das ist normalerweise der Stoff, aus dem die Operetten sind. Aber Richard Strauss und Josef Gregor haben aus den Entwürfen Hofmannsthals eine Oper von subtiler Ironie gemacht. Mehr als eine öffentliche Generalprobe kam zu Lebzeiten des Komponisten nicht mehr zustande. Danach fristete die "Liebe der Danae" ein tristes Dasein in den Archiven. Das hat sich geändert. Die Oper kommt ab und an auf den Spielplan, und jetzt ist schon die zweite CD-Einspielung erschienen, ein Mitschnitt vom Kieler Opernhaus. Unter dem Dirigat von Ulrich Windfuhr musizieren Orchester und Ensemble aus der Landeshauptstadt sauber, farbenreich und durchaus hintersinnig.Mit augezwinkernder Theatralik

Franz Grundheber ist in dieser Aufnahme der Star. Sein Jupiter lebt nicht nur von stimmlicher Potenz und aristokratischem Timbre, sondern auch von der Energie der großen Sängerpersönlichkeit. Der menschlich-allzumenschliche Gott versetzt seine Herrschafts-Attitüde mit augenzwinkernder Theatralik. Das hat zugleich Statur, subtile Brechungen und hält sich doch fern von Operetten-Komik. Grundheber balanciert traumwandlerisch sicher auf dem schmalen Grat zwischen barocker Götterrolle und Offenbachscher Persiflage. So, wie die gesamte Oper ein einziger Balanceakt ist. Am Ende hat Danae ihren Flittergold-Traum ausgeträumt, entscheidet sich für den längst wieder verarmten Eselstreiber Midas und gegen den Gott. "So bleibe der Ferne/ Bei seinem Glanze/Bei seinem Glück!/Siehe: Ich liebe!" Jupiter hat das Nachsehen und zieht sich nachdenklich auf den Olymp zurück. Richard Strauss, Die Liebe der Danae. Mit Franz Grundheber, Hans-Jürgen Schöpflin, Manuela Uhl, Cornelia Zach und Robert Chafin in den Hauptrollen. Chor und Orchester des Kieler Opernhauses, Leitung Ulrich Windfuhr. Erhältlich über den CD-Versand jpc und im örtlichen CD-Laden.

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