Schätze aus Papier

30 TV-Leser haben sich fünf Meter unter die Erde begeben, dorthin, wo frühe Zeugnisse der Trierer Stadtgeschichte lagern - ins Magazin von Stadtbibliothek und Stadtarchiv an der Weberbach. In einer zweistündigen Führung erfuhren sie, wie der Bestand gelagert wird und wie beschädigte Bücher restauriert werden.

Die Stadtbibliothek an der Weberbach und das dort ansässige Stadtarchiv beherbergen "Schätze", wie es Waltraud Jammers vom Förderverein der Stadtbibliothek ausdrückt. Dazu gehören eine von insgesamt 50 Gutenberg-Bibeln oder die älteste authentische Stadtansicht Triers von Sebastian Münster von 1548/1550. 30 TV-Leser blickten vergangene Woche in den Fundus der Bibliothek. Sie hatten den Besuch innerhalb der TV-Aktion "Wir bringen Sie hin" gewonnen, bei der der Trierische Volksfreund seinen Abonnenten exklusive Einblicke in ansonsten verschlossene Bereiche verschafft. Reiner Nolden und Bernhard Simon vom Stadtarchiv führten die Besucher in zwei Gruppen durch das Gebäude - durch den Lesesaal und dann fünf Meter unter die Erde ins Magazin. Wer sich den Bestand in alten Holzregalen, gestapelt bis zur Decke vorstellte, wurde enttäuscht. Die Werke lagern in einer sogenannten Kompaktusanlage, einer mehrteiligen Rollregalanlage. So ließen sich weitaus mehr Bücher lagern und sie seien besser geschützt. Metall statt Holz heißt die Devise. "Das sieht zwar weniger schick aus, ist aber ein besserer Schutz, falls es einmal brennen sollte", erklärte Nolden. Im Archivkeller, der die älteste städtische Urkunde von 1149 beherbergt, sind besondere Dokumente durch eine Metallbox extra geschützt. Wichtig sei für die Bücher und Dokumente ein gleichmäßiges Klima. "20 Grad Celsius und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit sind optimal." Das größte Problem stelle die Lagerung von Zeitungen dar. Jeder wisse, wie leicht sie vergilben und brüchig werden, wenn sie Licht abbekommen. "Deshalb bewegen wir sie möglichst wenig und haben alle auf Film." Vom Trierischen Volksfreund existieren sämtliche Ausgaben von 1892 bis heute. "Wir haben auch Reproduktionsmöglichkeiten, wenn jemand Fotos aus alten Zeitungen haben möchte."Im Handschriftenkeller gab es die dicken Schinken zu sehen. Handschriften, aber auch früheste gedruckte Bücher, sogenannte Inkunabeln. "Letztens hatte ich ein Buch in der Hand, das 20 Kilo wog", erzählte Nolden. Jahrhunderte haben manche Bücher der Stadtbibliothek hinter sich, und das nicht immer unbeschadet. Der Förderverein der Stadtbibliothek, der sich 1998 gründete, sammelt Geld für die Buchrestaurierung. Stolz berichtet die stellvertretende Vorsitzende Jammers: "Über Buchpaten und den Verkauf von Drucken haben wir über 100 000 Euro zusammenbekommen." Der Förderverein schlägt regelmäßig Bücher vor, die restaurierungsbedürftig sind. Dann ist unter anderem Diplomrestauratorin Melanie Kubitza gefragt. Sie hat schon einige Werke der Stadtbibliothek restauriert. Den TV-Lesern erklärte sie nach der Führung, welche Schäden an Büchern auftreten und wie sie sie behebt.Ein Video zum Besuch der TV-Gewinner finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/tv.TV-AKTION

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