Schauspiel als Abräumer

TRIER. Steigende Besucherzahlen und eine gute Auslastungsquote prägten die Antikenfestspiele 2003. Deutlicher als in den Vorjahren war auch das inhaltliche Profil bei den Produktionen wahrnehmbar.

Verwaltungschef Werner Reichert konnte schon vor der letzten Vorstellung erleichtert bestätigen, was auch für das Publikum im Amphitheater unübersehbar war: Die Festspiele lägen in Sachen Zuschauerzahl "gut im Soll".Shakespeares "Julius Caesar" lag sogar weit darüber: Bis zu 1900 Besucher drängten sich in die antike Arena, weit mehr, als an Plätzen eigentlich vorgesehen war. Vor allem jüngeres Publikum fühlte sich angesprochen, fraglos ein Resultat der "Besetzungspolitik" mit dem populären Ralf Bauer.Wagners "Rienzi" war an den Freitagen weitgehend ausgebucht, die Sonntags-Termine hatten es schwerer - kein Wunder angesichts einer Vorstellungsdauer bis nach Mitternacht. Die selten gespielte Oper entpuppte sich vor allem als Magnet für auswärtiges Publikum; allein 400 organisierte Wagner-Freunde fanden den Weg an die Mosel.Auch die Kinder-Oper in den Kaiserthermen kam gut an, sie litt allerdings unter einer Terminplanung, die nur ganzen Schulklassen die Möglichkeit eines Besuchs einräumte. Das Publikums-Potenzial dürfte hier noch lange nicht ausgeschöpft sein.Addiert man die Besucherzahlen der einzelnen Vorstellungen, kommt man auf weit mehr als 12 000 Zuschauer - eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, trotz einer erheblichen Verringerung der Vorstellungszahl. Um so bemerkenswerter, weil es diesmal nur eine Musiktheaterproduktion gab und das traditionelle Eröffnungskonzert gänzlich gestrichen wurde.Für allseitige Begeisterung sorgte das Ambiente im Amphitheater. Ein neuer Aufbau machte es möglich, dass erstmals die Flächen im Hintergrund effektiv mitgenutzt werden konnten. Und weder beim Schauspiel noch in der Oper hatte man Angst vor Show-Elementen.Es wäre noch mehr machbar gewesen: Zum ersten Mal hatte die Gesellschaft "Burgen, Schlösser, Altertümer" als Hausherr im Amphitheater für eine "Überbauung" der Ränge mit Tribünen grünes Licht gegeben. Die stimmungsvolle Lösung scheiterte an finanziellen Problemen, ist aber für die kommenden Jahre keineswegs ad acta gelegt.Faszinierender roter Faden

Anders als in früheren Spielzeiten waren die Produktionen auch inhaltlich aufeinander abgestimmt. "Aufstieg und Fall eines Politikers", so beschrieb Intendant Heinz Lukas-Kindermann die Klammer, und das Thema "Manipulierbarkeit der Massen" lieferte einen faszinierenden, immer wieder variierten roten Faden.Kein Wunder, dass der Intendant den künstlerischen Erfolg der Festspiele immer wieder nutzt, um für eine Beibehaltung seines Konzepts zu werben: "Antike Stoffe in antiken Stätten" will er auch über seine Amtszeit hinaus gesichert wissen. "Inhaltliche Beliebigkeit" der Festspiele sei "ihr Tod".

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