Schicht auf Schicht

Eine ausgesprochen reizvolle Ausstellung zeigt derzeit die Gesellschaft für Bildende Kunst. Schicht um Schicht kann im Palais Walderdorff mit den Augen abtragen, wer sich in die Arbeiten von Bruno Sutter vertieft.

 Bruno Sutter bearbeitet Holz und Papier, um vielfältige Objekte zu schaffen. Foto: Galerie

Bruno Sutter bearbeitet Holz und Papier, um vielfältige Objekte zu schaffen. Foto: Galerie

Trier. (er) Man kann schon ins Grübeln kommen angesichts der Arbeiten von Bruno Sutter. Auf den ersten Blick wirken die Klötze und Streifen aus Holz, Papier und Textil ganz unauffällig. Und auch die serielle Anordnung in einem großen Wandbild hat man schon gesehen. Doch dann, bei näherem Hinsehen, entdeckt man die Vielfalt der Schichten, die Ordnung in der scheinbar bunten Zufälligkeit. Und je länger man schaut, desto mehr ist man in Anspruch genommen, all diese Schichten zu entziffern, die an Erdschichten und Jahresringe erinnern. Denn nichts anderes als bunte vielfältige Chiffren, die sich zum großen, ästhetisch sehr reizvollen Gesamtbild - mag sein zur Gleichung - Leben einen, sind die Klötze und Längsstreifen des Schweizer Bildhauers, der von sich selbst sagt, er habe das Gehabe eines Forstmannes, der ja auch mit Jahresringen umgehe. Dem Forstmann mag man bei den Objekten in Trier noch den Forscher hinzufügen, der dem Erdzeitalter und seinen Schichten nachgräbt. Was Menschsein bedeutet, findet sich in ihnen wieder, das bunte schillernde Leben, die dunkle, manchmal zarte, zuweilen rohe Natur. Oben im ersten Stock kommt gar ein poetisches Blau auf, die Farbe der Traumdeutung wie der Traumwanderung. Sutters Arbeiten betrachten, die gleichermaßen Bilderschichtung wie Schichtenbilder sind, ist ein wenig so wie seine eidgenössischen Schriftsteller-Kollegen Adolf Muschg oder Urs Widmer zu lesen, die fast beiläufig von den kompliziertesten menschlichen Verhältnissen berichten. Es ist fast immer der zweite Blick, der tiefere, der an den Tag bringt, was sich unter der menschlichen Oberfläche verbirgt. Und so ist es auch mit Sutters Blöcken und ihren Schichtungen. Je mehr man sie ergründet, desto mehr findet man sich in ihnen wieder, bekommt gar Lust zum Umschichten und zu neuen Ordnungen. Sutter selbst mag dieses Spiel viele Male gespielt haben. "Wir wissen um die unterschiedlichen Schichten in uns", behauptet der Bildhauer von sich und seiner Frau. Bis 29. 6., Di -Fr 11-13 Uhr u.14-17 Uhr, Sa, So, Feiertage 10-13 Uhr, Tel.: 0651-66671, www.gb-kunst.de

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